
Dementsprechend sehen wir davon reichlich auf der großen Leinwand, in unverhüllten Hardcore-Bildern treibt es jeder mit jedem, ob homo oder hetero, vorne oder hinten, oben oder unten. Zwar muss man Mitchell zugestehen, dass seine Freizügigkeit weniger dem Selbstzweck dient als es bei den penetranten, letztlich auf den reinen schmierigen Voyeurseffekt hin ausgelegten, Bildern eines Larry Clark ("Kids") der Fall ist, sein "Shortbus" weiß darüber hinaus aber letztlich ebenso wenig Substantielles zu berichten.
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Trotz einiger hervorragend inszenierter und erfrischend natürlicher Szenen scheitert "Shortbus" deshalb an seinen unzureichenden Charakteren, die nur als bessere Schablonen für Mitzwanziger-Nostalgie und allzu gewollt erscheinen. So bunt und zahlreich Mitchell sein Ensemble in Szene setzt, so leer und einfach gestrickt sind die Figuren letztlich – und so sehr enden auch tragische Themen wie Suizid und Kindesmissbrauch im aussagelosen Nichts. Richtig schief geht der kokette Versuch, eine angeblich zerstörerische Gesellschaft in Bezug zu 9/11 zu setzen, was den Ficken-für-die-Freiheit-Appell des Films nur umso überproportionierter erscheinen lässt (Fremdschamgarantie). Da kann New York einen in noch so wundervoll gebastelten Miniaturen verzaubern, die den Zuschauer in ihren Zwischensequenzen umgarnen - es mag schön aussehen, aber einen Blick dahinter will man besser gar nicht erst riskieren.
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