Das Gewese war seinerzeit groß in Toronto, als der begeisterte Jungspund Eli Roth auf dem Filmfestival seine unabhängig produzierte, stark an Sam Raimis ersten Horrorausflug "The Evil Dead" erinnernde Genrereflexion "Cabin Fever" präsentierte. Heute, fünf Jahre später, ist er jener Produktionsfirma Lions Gate, die ihm zu dieser Zeit Unterschlupf gewährte, noch immer treu – obwohl sich die Einspielergebnisse seines zweiten Films "Hostel" bereits in Blockbuster-Sphären bewegten und jeden Umzug in Major-Gefilde nur zu verständlich hätten erscheinen lassen.
Zu genau diesem hat Roth nun eine Fortsetzung inszeniert – zumindest diesbezüglich also beweist der Mann Geschäftssinn, sofern man hinter dessen Fanboy-Eloquenz ohnehin nicht grundsätzlich mehr exploitative Gier denn jenes Engagement vermuten möchte, das ihn mit seinem Lehrmeister und Produzenten Quentin Tarantino zu verbinden scheint. Der erste Ausflug in die feuchten Keller osteuropäischer Folterräumlichkeiten, wo gut situierte Männer dem Spaß an der Freude wegen bürgerlich-legere Etikette gegen Bohrer und Kreissäge eintauschten, war jedoch anders als Roth’ viel versprechendes, ironisch distanziertes Erstlingswerk nur eine überaus müde Reproduktion gängiger Genreklischees, die fast schon anmaßend bedient denn gehörig gebrochen wurden. "Hostel" ließ jegliche verspielte, unverbrauchte Frische aus "Cabin Fever" vermissen und erwies sich als übler Marketing-Gau, der nach lang geschürter (und gemeinsam mit Internetnervensäge Harry Knowles initiierter) Erwartungshaltung nicht als großspurig versprochenes Gorefest, sondern eher wie eine unoriginelle Teenhorrorversion von "Eurotrip" daherkam.
Zu genau diesem hat Roth nun eine Fortsetzung inszeniert – zumindest diesbezüglich also beweist der Mann Geschäftssinn, sofern man hinter dessen Fanboy-Eloquenz ohnehin nicht grundsätzlich mehr exploitative Gier denn jenes Engagement vermuten möchte, das ihn mit seinem Lehrmeister und Produzenten Quentin Tarantino zu verbinden scheint. Der erste Ausflug in die feuchten Keller osteuropäischer Folterräumlichkeiten, wo gut situierte Männer dem Spaß an der Freude wegen bürgerlich-legere Etikette gegen Bohrer und Kreissäge eintauschten, war jedoch anders als Roth’ viel versprechendes, ironisch distanziertes Erstlingswerk nur eine überaus müde Reproduktion gängiger Genreklischees, die fast schon anmaßend bedient denn gehörig gebrochen wurden. "Hostel" ließ jegliche verspielte, unverbrauchte Frische aus "Cabin Fever" vermissen und erwies sich als übler Marketing-Gau, der nach lang geschürter (und gemeinsam mit Internetnervensäge Harry Knowles initiierter) Erwartungshaltung nicht als großspurig versprochenes Gorefest, sondern eher wie eine unoriginelle Teenhorrorversion von "Eurotrip" daherkam.
Das legten dem Film nicht wenige übereifrige Feuilletonisten als cleveres Kalkül aus und interpretierten die sadistischen Qualen pubertärer Ami-Backpacker mehr noch als ironische Antwort auf die Folterbilder gegenwärtiger US-Gefangenlager. Ehe ihm die Kritikerschar damit reihenweise auf den Leim ging, ließ sich Roth genüsslich als Erneuerer des intelligenten Genrekinos feiern, ohne dass sein (im Übrigen durchaus ernst gemeinter) Film auch nur annähernd etwaige Umdeutungen zuließe. Selbst wenn sich "Hostel" als amüsante Metapher verstünde, den US-politischen Größenwahn in Form sexgeiler Nerds mit den überspitzten Schrecken des Ostblocks zu konfrontieren, so hat es sein Regisseur versäumt, dies in eindeutige Blickwinkel zu fassen – die Sicht des Films entspricht und bestätigt letztlich all die Klischees und Vorurteile der vermeintlichen Helden.
So soll es das Sequel anders machen. Und Gesetz den Fortsetzungsregeln erscheint "Hostel Part II" erst einmal als 1:1-Remake seines Vorgängers. Den unanständigen Jungs weichen nun unanständige Mädels, die Folterkeller indes sind allerdings noch genauso blutverschmiert wie zuvor. Dorthin werden zwei zuckersüße Skihäschen und ein hässliches Entlein, das bedauerlicherweise von der stilvollen Heather Matarazzo verkörpert wird (Talentverschwendung!), verfrachtet, um sich unfreiwillig in die Obhut der eigenen – psychisch etwas verwirrten, aber wohlhabenden – Landsmänner zu begeben. Diese malträtieren so munter drauflos, dass alle Unkenrufe hungriger Gorehounds Gehör gefunden haben müssen: Zumindest in der ungekürzten Fassung (die die FSK jedoch nicht ungescholten passierte – hierzulande musste die Kinoversion einige Federn lassen) schlägt der Gewaltpegel mitunter so stark aus, dass sich das begierige Jungvolk zufrieden zeigen dürfte. Ohne Zweifel nämlich ist "Hostel Part II" der brutalste Vertreter in der langen Reihe gegenwärtiger Torture-Porns, wenn man beispielsweise der unangenehmsten On Screen-Kastrierung seit "Cannibal Ferox" beiwohnen darf.
Hier scheut der Film die Vorbilder keinesfalls. Nicht nur wegen der europäischen Schauplätze erinnert die Ästhetik des Films sowohl an die klassischen Italo-Splatter als auch eleganten Giallo-Vertreter, zumal Roth manch verwegener Genregröße, darunter Ruggero Deodato und Edwige Fenech, auch augenzwinkernde Leinwandauftritte gönnt. Das jedoch ist freilich nur nebensächlich, bedenkt man den nicht gerade unparadoxen Umstand, dass "Hostel Part II" nunmehr zweifellos als Komödie verstanden werden möchte und im krassen Gegensatz zum Vorgänger als solche auch bestens funktioniert. Roth inszeniert mit einer nahezu perfiden Freude Geschmacklosigkeiten am laufenden Band, die mindestens so unangemessen wie over-the-top sind und all jenen Kritikern die Schamesröte ins Gesicht treiben dürften, die ihren Verursacher einst noch als subversiven Denker postulierten. Und so widerlegt der Film schlussendlich gar noch seine sauber erarbeiteten Klischees in Dramaturgie und Figurenzeichnung, um sich ganz unerwartet und mit süffisanter Konsequenz anarchisch-exzessiven Splatter- eskapaden hinzugeben. Darüber lacht der Zuschauer dieses Mal nur zu gern mit Ihnen, Herr Roth!
70%