März 08, 2010

OSCARS 2010 - Everybody Loves A Winner

Ein paar Worte zur reichlich tristen Oscarverleihung, die da vergangene Nacht rasch über die Bühne gebracht wurde. Weitaus weniger innovativ, ideenreich und amüsant als unter der Regie von Baz Luhrman im letzten Jahr, wurden die Preise ohne inszenatorische Raffinesse vergeben, und am Ende blieb sogar trotzdem nicht einmal Zeit, um noch einmal die nominierten Best-Picture-Kandidaten vorzulesen. Das ging dann alles ganz schnell und unglamourös.

Und dennoch war die 82. Verleihung der Academy Awards kein allzu kurzweiliges Vergnügen, was wohl an der grauenhaften Moderation der beiden Hosts Steve Martin und Alec Baldwin gelegen haben dürfte (sollte diese Konstellation in irgendeiner Weise PR für ihren gemeinsamen Film “It’s complicated” betreiben?). So ungelenk, unkomisch und zahm wurden die Oscars wohl selten unterhalten.

Die wenigen Highlights besorgten dann andere. Ben Stiller zum Beispiel, der als Na’vi verkleidet noch den originellsten Beitrag zum eher unangenehmen, an diesem Abend aber offenbar sehr populären “Avatar”-Bashing abgab. Eine schöne Hommage an den verstorbenen Regisseur, Drehbuchautor und Produzenten John Hughes versammelte noch einmal die Stars des 80er-Jahre Coming-of-age-Kinos (darunter Molly Ringwold und Anthony Michael Hall). Und Jeff Bridges wurde in der “Crazy Heart”-Nominierungsrede von seinem einstigen Co-Star Michelle Pfeiffer anmoderiert, was sehr bewegend und wehmütig ausfiel und der Verleihung einen kurzen Augenblick wahrer Größe verlieh.

Größe, die dann zügig wieder von Sandra Bullocks tränendrüsiger Rede auf ein Normalmaß gestutzt wurde – ihre vor Political Correctness strotzende Laudatio gehörte zu den Tiefpunkten des Abends, ganz zu schweigen von den beschämenden und absolut unerklärlichen Standing Ovations für die einen Tag zuvor noch mit dem Razzie Award als schlechteste Schauspielerin ausgezeichnete “Blind Side”-Darstellerin (zum Film selbst in Kürze mehr – ich muss ihn erst noch verdauen). Auch eine völlig unmotivierte Montage diverser Horrorfilmausschnitte gehörte zu den Kuriositäten der Verleihung, zumal darin nur die üblichen amerikanischen Box-Office-Hits und Klassiker Erwähnung fanden, Meilensteine des Genres aus England oder Italien (Argento anyone?) aber völlig unberücksichtigt blieben. Richtig lustig wurde es aber, als eine wilde Tanzgruppe die nominierten Musikscores “interpretierte” – im Falle von Hans Zimmer und James Horner war das Kasperltheater ja noch angebracht, aber bei Marco Beltramis bedrückender “Hurt Locker”-Musik hatten die Choreographen verständlicherweise einige Darstellungsprobleme mit der Interpretation tänzelnder Bomben.

Eine überwiegend schlechte Show also. Aber: Mit guten Preisträgern. Und das ist natürlich wichtiger. Mit “The Hurt Locker” gewann endlich wieder ein Film, der auch wirklich gut ist und der die Aufmerksamkeit nur gebrauchen kann (beim Publikum fiel der Film trotz überwältigender Kritiken bekanntlich durch). Kathryn Bigelow erhielt als erste Regisseurin in der Geschichte der Academy Awards einen Oscar, was ihr nun hoffentlich die Anerkennung bringen wird, die sie schon mit ihren Genremeisterwerken “Near Dark” oder “Point Break” verdiente, und ihr Film über Bombenentschärfer im Irak trug mit sechs Auszeichnungen auch den verdienten Sieg des Abends davon.