Dezember 31, 2007

Das war's: Rückblick 2007 - Die Flop 10

Auch in diesem Jahr darf sie natürlich nicht fehlen, die Flop 10. Und es gab naturgemäß einiges an Mist zu sehen:

Nicolas Cage enttäuscht auch weiterhin nicht: Als vielleicht schlechtester Hollywoodschauspieler bleibt er immerhin unter Gleichgesinnten und vergnügt sich mit der strunzdoofen Jessica Biel. Die darf ihre Nippel dieses Mal zu Hause und sich von Frisuren-Cage retten lassen, der jedoch als Mann, der zwei Minuten in die Zukunft blickt, für so manch ungewollten Lachanfall sorgt. Unwiderruflich der unfreiwillig komischste Müll des Jahres.

9. Pathfinder

…ist so etwas wie die Trashvariante von "Apocalypto" – und das spricht bereits für sich. C-Stars in Fummeln könnte man’s nennen, urgeschichtliches Män- nergeklüngel trifft es jedoch eher: Marcus Nispel auf dem Vormarsch zum unfähigsten Deutschlandexport.

8. Die Vorahnung

Sandra Bullock als sorgenvolle Hausfrau in Pantoffeln ist ungefähr so interessant wie der Rest des Films spannend: Ein mystischer Unfug, der so grauenhaft schlecht inszeniert ist, dass auch die Freude über das nach 30 Sekunden erahnbare Ende nicht die 90 Minuten vergeudete Lebenszeit ersetzt..

7. Mr. Magoriums Wunderladen

Dieser Film könnte ihnen gefallen, wenn ihnen auch "Lemony Snicket’s", "Charlie und die Schokoladenfabrik" und "Wenn Träume fliegen lernen" nicht gefallen haben.

6. Der Fluch der Betsy Bell

… war ein besonders unspan- nender, wirrer und anstrengender Geistermumpitz. Geeignet vor allem für Zuschauer, die M. Night Shyamalan für begabt halten.

5. Nach 7 Tagen ausgeflittert

Ben Stiller als geplagter Hetero- mann in der midlife crisis ist entweder nur mit einem sadomasochistischen Sinn für Humor oder aber totalem Drogen- konsum zu ertragen, ansonsten bewegt sich der Humor des Films ungefähr auf dem Niveau der Praline-Witzseite.

4. Last Days

Gus Van Sant bleibt sich treu und filmt weiter nackte Jungs am Rande der Selbstzerstörung. Als greiser Kunstmensch hat er freilich einen besonders prätentiösen Draht zur Generation X, ganz so wie Kollege Larry Clark. Die formale Rückentwicklung Van Sants ist schon ein wenig bitter – andererseits scheint der Wandel von sinnloser, erwachsener Panikmache ("Elephant") zu reiner Sinnlosigkeit auch nur konsequent. Oder wie ein Kritiker feststellte: Wenn der Film die öde Tristesse eines öden jungen Mannes in öden Bildern festzuhalten versuchte, dann ist ihm das mit außerordentlicher Bravour gelungen. Kino zum Abgewöhnen.

3. Chuck und Larry

Der komödiantische Tiefpunkt des Jahres. Als wäre Jessica Biel nicht für sich alleingenommen schon unerträglich, müssen auch noch Adam Sandler und Kevin James ein Schwulenpaar wider Willen abgeben. Zwei Stunden Homoklischees und eine Dusche später folgt die große Versöhnung: Schwul, hetero oder lesbisch, letztlich gehe es doch sowieso um die Liebe. Aber küssen wollen sich Sandler und James dann trotzdem nicht, da hat die Liebe also auch ihre Grenzen. Ein Film, der ernsthafte Schmerzen nach sich zieht.

2. Verführung einer Fremden

"Perfect Stranger" schimpft er sich, der garantiert nicht vorhersehbare, weil besonders hanebüchen konstruierte und aufgelöste Super-Thriller. Parfümierte Innenschenkel von Halle Berry gab es seinerzeit in einer 10Uhr-Vorstellung zu sehen – und wem da nicht das Frühstück hochkam, der gruselt sich womöglich auch gern mit "Color of Night" und "Fatal Instinct" in den Schlaf. Vielleicht der langweiligste Film 2007. Und der unerotischste.

1. 300

Mein Pulver ist längst verschossen, der Frühjahrsärger mit diesem Film aber dennoch nicht vergessen – all das Rumgehacke war auch rückblickend berechtigt, obwohl ich dafür nicht nur in meinem Blog hier attackiert wurde. Und nach wie vor halte ich Zack Snyder für einen Tiefflieger ohne Konkurrenz. Seine Comicadaption ist auf jeder erdenklichen Ebene ein Desaster ohnegleichen, langweilig, dumm, archaisch, reaktionär, primitiv. Und leider auch homophob, frauenfeindlich und faschistoid, all das ohne Zweifel, ohne Ironie und leider ganz doll bitter. Alle Versuche, "300" nicht allzu ernst zu nehmen, wollten mir bislang nicht gelingen, es bleibt eine verwerfliche, eine fragwürdige John Milius-Retro, deren Berlinale-PK immerhin zu den unvergessenen Highlights des Jahres gehört.


Knapp gescheitert, aber sowieso daneben (2-3/10):

30 Days of Night, Alpha Dog, Die Fremde in Dir, TCM: The Beginning, SAW III, Smokin’ Aces, The Good German, Freedom Writers, The Reaping, Another Gay Movie, Unsichtbar – Zwischen zwei Welten, Le Serpent, Fluch der Karibik 3, 2:37, Death Sentence, Halloween, Invasion, Bee Movie, Der Goldene Kompass

Schlecht, aber kurze Geistesblitze nicht gänzlich ausgeschlossen (4/10):

Krass, Blood Diamond, Rocky Balboa, Neues vom Wixxer, Nummer 23, Goodbye Bafana, Shoppen, Black Book, Shooting Dogs, Die History Boys, Black Snake Moan, Transformers, Planet Terror, Der Date-Profi

Mittelfeld:

Der Gute Hirte, The Hitcher, Mr. Bean macht Ferien, The Hills Have Eyes II, Inland Empire, Black Sheep, Stirb Langsam 4.0, Die Töchter des chinesischen Gärtners, 28 Weeks Later, Der Sternenfänger, Gefahr und Begierde, The Prestige

Enttäuschungen des Jahres:


5. Der Goldene Kompass

New Lines Post-LOTR-Versuch versprach einiges, ist aber nur eine ziemlich wüste Zusammensetzung aus altbekannten Fantasyzutaten. Größtes Problem des möchtegern-epischen Märchens ist seine Erklärungswut, mit der er die fremde Welt zugänglich machen will. Anstatt Magie und Lust zu versprühen, in das Reich und dessen Geschichte eintauchen zu wollen, macht sich ausnahmslos Langeweile breit. Die ganze Geschichte ist letztlich weitaus überschaubarer als sie tut – es geht um Kinder, die Kinder retten – und ist zwar nicht mit christlicher Ideologie aufgeladen (wie etwa die Walden Media-Debakel), wartet dafür jedoch mit seltsamen russischen Pelzmützenmännern auf, die Kinder ans Ende der Welt entführen. Total bekloppt. Und verschenkt.

4. Eastern Promises – Tödliche Versprechen

David Cronenberg Reise in die englischen Suburbs verspricht zermürbende Beobachtungen, doch sein Bild russischer Gangster im Londoner Untergrund bedient vorwiegend Kinoklischees, die trotz ihrer Offensichtlichkeit nie gebrochen werden. Das nahezu völlige Fehlen einer Metaebene – nur phasenweise dringt die Philosophie des Fleisches, der Konflikt zwischen Körper und Geist ins Geschehen vor – degradiert den metaphernfreien Film zum zugänglichsten Werk des Regisseurs, das über seine fehlenden Motivkonstanten hinaus mit seltsam gestrigen Lösungen aufwartet. Ein durchaus guter, solider Genrefilm, aber ein schwacher unbefriedigender Cronenberg.

3. The Prestige

Christopher Nolans Magierduell gefällt mit jedem Bild, jeder Ausstattungsnote und jeder feinen Geste seiner Hauptdarsteller – doch hinter der vermeintlich verschachtelten Geschichte verbirgt sich nicht mehr als ein Ringen um eitle Männerkomplexe, das weder Platz für eine Auseinandersetzung mit der Blendwirkung von Unterhaltung, noch tiefer gehende Fragen nach Schein und Sein findet. Der um seine Storytwists herumkonstruierte und leider fürchterlich vorhersehbare Film bleibt deshalb letztlich vor allem stilvoller, aber durch und durch gewaltiger Budenzauber.

2. Die Fremde in Dir

Von Neil Jordan hätte man durchaus eine unkonventionelle, zumindest aber ideologisch vertretbarere Version des Selbstjustiz-Stoffes erwarten dürfen. Stattdessen aber schlägt der Film sogar noch tiefer in die Kerbe als es der ebenfalls 2007 gestartete "Death Sentence" tat, schreibt Justitia einseitig ab und bezieht vorschnell eine manipulative Stellung zum Leiden seiner Heldin. Stinklangweilig und dröge inszeniert, erschöpft sich der Film auch noch in Peinlichkeiten und wirren "Taxi Driver"-Zitaten - eine herbe Enttäuschung!

1. Gefahr und Begierde

Nach "Brokeback Mountain" nun "Lust, Caution". Doch mit seinen strukturellen Problemen, der unfokussierten Handlung und den fehlenden Motiven der Figuren ist es der erste schwächere, wenn auch keinesfalls schlechte Film von Ang Lee und damit - zumindest gemessen an den Erwartungen - die größte Enttäuschung 2007.