April 21, 2014

Zuletzt gesehen: IT'S A SMALL WORLD (1950)

"This is the story of a special group of people", lässt ein Vorwort der Produzenten verlauten, mit instruktivem Zusatz: "It is hoped that by better understanding the lives of these people a greater and deeper knowledge of all humanity will come to us"! In den kommenden zehn Minuten ist dann auch eigentlich schon alles erzählt: ein kleinwüchsiger Mann, gesellschaftlich diskriminiert und vom Vater der Freiheit beraubt, möchte sich endlich selbst verwirklichen. Zu der so wunderbar Expositionen überspringenden filmischen Ökonomie von William Castle (sämtliche Konflikte ergeben sich quasi aus dem Nichts oder über wenige prägnante Bilder) gehört dann allerdings auch stets das freimütige Bekenntnis zu purer Redundanz. Eben weil It's a Small World seine um Verständnis werbende Prämisse schon mit den Anfangstiteln darreicht, lässt sich der Film eigentlich nur noch apathisch aussitzen. Famos indes, wie Castle – Meister ja nicht nur des schauerlichen, sondern eben auch des melodramatischen Super-Schlocks – die sozialen Probleme von kleinwüchsigen Menschen möglichst nicht ausgeschlachtet wissen möchte, aber gerade in der erzieherisch vermittelten Nüchternheit (Vorwort: "the great difficulty they have in adjusting themselves to a normal world") Happy-Clap-Aufklärung in Exploitation-Reinkultur betreibt. Gewohnt frei von Subtilität (die bedeutsam positionierte Mikrosomie-Definition aus dem "Medical Almanac", das "zufällige" Vorlesen aus "Gullivers Reisen") und wie immer mit viel Herzblut inszeniert, versetzte mich der Film auf den letzten Metern allerdings noch in absolute Fassungslosigkeit: Wenn der Held im Zirkus (wo auch sonst!?) schließlich seine große Liebe trifft und ihr aus heiterem Himmel lautstark ein Ständchen an den Kopf trällert, als sei die Produktion plötzlich im großen Stil von Arthur Freed eingenommen, wird man selbst als Castle-Fan auf eine harte Probe gestellt. Schon toll… irgendwie.