Mai 20, 2013

Zuletzt gesehen: BOOM! [aka. BRANDUNG] (1968)

Wie eine aufgetranste Wochenendleiche liegt Elizabeth Taylor in ihrem Schlafgemach, das Schoßhündchen am Kopf, den gereichten Cocktail in der Hand, die Rückenmuskeln sanft vom Masseur durchknetet. Es folgen Würgereiz und Krampfanfall – "Pain! Injection!", kreischt sie durch die denkwürdige Sprechanlage zu ihrer Rechten. Schon nach dem Beginn offenkundig: "Boom!" ist tatsächlich jene legendäre Unfassbarkeit, die ihr prominenter präservierender Verteidiger John Waters einst als größten "best failed art film" aller Zeiten adelte. Ob Joseph Loseys phänomenal kaputte Adaption des Theaterstücks "The Milk Train Doesn’t Stop Here Anymore", für die Tennesse Williams auch selbst das Drehbuch schrieb, nun ihrer Rezeptionsgeschichte als heiliger Camp-Gral gerecht wird, weiß ich nicht. Ein Wunderwerk des Irrsinns aber ist "Boom!" allemal, ganz so, als habe die zur Drehzeit dauerbesoffene Crew um Losey, Taylor, Burton, Slocombe und, als uncredited Kostümdesign-Assistent, Karl Lagerfeld eine sündhaft teure Hollywood-Pomp-Version von Bergmans siebentem Siegel auf die Leinwand klatschen wollen. Die kryptische Langeweile dieser rätselhaften, gleichfalls hypnotischen Breitwand-Herrlichkeit (Finger weg von der bildbeschnittenen deutschen DVD!) ist so debil wie stimulierend, so pointless wie außerirdisch. Höhepunkt: "The Witch of Capri" Noel Coward sinniert vor der speisenden Elizabeth Taylor über mystische Menstruation und die Fähigkeit, bei Frauen "den Fisch" riechen zu können. Unfassbar.


80%