September 28, 2011

Zuletzt gesehen: BRIDESMAIDS

Strukturell den derzeitigen Trends der US-Comedy verpflichtete Hochzeitskomödie, in der statt bierseliger Männer nun eine bunt zusammen gewürfelte Truppe mehr oder weniger hysterischer Frauen ihren Teil zur mehr denn je verspießten Befindlichkeitslage des Genres beitragen darf. Der geschlechtliche Vorzeichenwechsel hindert "Bridesmaids" überraschenderweise nicht daran, sämtliche Klischees der jüngeren US-Komödie akkurat nachzuempfinden, was man sowohl schrecklich unoriginell, als auch ausgleichend gerecht finden kann. Nun also sind es übergewichtige Frauen, die als rülpsende und furzende Sidekicks zum komödiantischen Abschuss freigegeben werden, während sich die Leading Ladies mit einer verhinderten Bachelorette Party herumschlagen müssen. Und auch ein jeder Bissigkeit zuwiderlaufendes Ende aus Sentiment, Läuterung und Harmonie kann und möchte "Bridesmaids" nicht missen. Interessant aber, dass Regisseur Paul Feig das hierdurch evozierte Gegen- oder vielleicht eher Ergänzungsstück, Todd Phillips’ "The Hangover", und dessen miefige Männerbündel-Meriten in ein quasi-feminines Gegenteil verkehrt – mit dem erstaunlichen Resultat, dass "Bridesmaids" zu großen Teilen tatsächlich umwerfend lustig ist, und mit Kristen Wiig zudem eine der talentiertesten Komödiantinnen des jüngeren Kinos entdeckt.


60%

September 22, 2011

Zuletzt gesehen: HWANGHAE [THE YELLOW SEA]

Überaus einnehmendes Actiondrama, das auf verschiedenen Ebenen Grenzsituationen verhandelt, sowohl geographisch-räumlich (Nordkorea – China – Russland) als auch in Hinblick auf vor dem Abgrund stehende, sich an emotionalen Klippen entlang hangelnde Figuren, für die das Leben zwischen Grenzen zur eigenen psychischen und körperlichen Grenz- erfahrung wird. Mit einer recht vordergründig gestalteten Geschichte über soziale Milieus und zwischenstaatlich organisiertem Verbrechen thematisiert "The Yellow Sea" einerseits Existenzialismus im Allgemeinen und Heimatlosigkeit im Besonderen, bewegt sich jedoch mit deutlich ausgespielten Motiven des Actionthrillers (Vergeltung, Verschwörung, Verfolgung) auch stets in einem weitgehend konventionellen Genrekontext. Der in der ersten Hälfte ganz dem Blick seines zentralen Antihelden verpflichtete Film bedient damit beides, ein auf die Authentizität der Milieus gebürstetes Drama ebenso wie spannendes, vom Plot vorangetriebenes Actionkino. Wenn sich im zweiten Teil der Fokus vom individuellen "Erlebnisbericht" zur überladenen Ensemble-Geschichte verlegt, büßt "The Yellow Sea" leider einiges an Intensität ein und enttäuscht nach seinen nahezu grandiosen ersten beiden Kapiteln mit einer gerade auf den letzten Metern unnötig verschachtelten Handlung und doch recht übermäßig zelebrierter Brutalität. Ein sehr guter, aber kein herausragender Film.


60%

September 15, 2011

Zuletzt gesehen: THE WARD

Netter Twistorama-Gruselfilm, der als Debüt eines jungen Regisseurs eine unterhaltsame DVD-Premiere abgeben würde. Inszeniert von einem ehemaligen Genregenie, das mit Meisterstücken wie "The Fog" oder "Escape from New York" einst sowohl das Horror- als auch Science-Fiction-Kino bereicherte, ist ein banaler Psychothriller wie "The Ward" hingegen nur ein weiteres Armutszeugnis in der seit 30 Jahren mit mehr oder weniger filmischem Crap stagnierenden Karriere John Carpenters. Den Verlust von visueller Präzision mag man noch verknusen (Dean Cundey, wir vermissen dich), immerhin teilt Carpenter dieses Schicksal mit diversen Genrekollegen, deren Arbeiten die ästhetische (digitale) Wende des Kinos wohl einfach nicht überstanden haben, aber Himmel hilf: Einen so derart pappigen Stoff hätte der frühere Meister in Filmen seiner Hochphase bestenfalls noch während der Exposition (komplett) abgewickelt. Hilflos und vollkommen deplatziert wirken die Versuche, an aktuelle Genreströmungen anzuknüpfen (lästiges Torture-Porn-Gewusel, vgl. auch Dario Argentos "Giallo"), befremdlich und unwürdig das Kleben am schwachsinnigen Plot (inklusive Erklärbär). Und dann, ganz kurz, blickt sie hier und da tatsächlich mal durch, die einstige Brillanz Carpenters. Momentweise. Irgendwie komisch.


40%

September 12, 2011

Zuletzt gesehen: THE HOLE

Mit jugendfreundlichen Genrefilmen wie "Gremlins" oder "Explorers" prägte der einstige Corman-Schüler Joe Dante in den 80er-Jahren eine ganze Generation junger Filmfreunde. Eines seiner Leitmotive, den Einbruch des Phantastischen in das heimelige Suburbia, stellte er dabei mal in einen milde satirischen ("The Burbs"), mal amüsant filmreflexiven ("Matinee") Kontext. In seiner jüngsten Regiearbeit fürs Kino, der ersten seit ganzen sieben Jahren, greift Dante die lieb gewonnene Prämisse noch einmal auf und konfrontiert eine Gruppe Vorort-Teenager mit den personifizierten Ängsten ihrer Kindheit. Zwar nostalgisiert "The Hole" Plot und Bilder nicht zum reinen Retro-Zwecke (so wie etwa J.J. Abrams’ "Super 8"), erweist sich aber dennoch nur als enttäuschendes Echo vergangener Dante-Großtaten.

Inhaltlich gibt der Film nichts her, das über den Stoff einer Kurzgeschichte hinauskäme, und wirkt sogar wie eine überschüssige "Masters of Horror"-Folge, für die der Regisseur zuletzt zwei Episoden inszenierte. Formal wiederum bewegt er sich auf modischem Terrain, wenn er beispielsweise kleine unheimliche Mädchen in Szene setzt, deren Bewegungen durch eine Art Zeitraffereffekt in Richtung Asia-Grusel aufgehübscht werden. Das mündet in einem Schlussakt, der sich – warum auch immer – als Mischung aus "A Nightmare On Elm Street" und "Dr. Caligari" präsentiert, und irritiert wiederum mit gravierenden Unzulänglichkeiten innerhalb des Figurenkonzepts. Während man dann noch schmerzlich die Musik des langjährigen und 2004 verstorbenen Dante-Stammkomponisten Jerry Goldsmith vermisst, verärgert dieser halbgare Quatsch mehr, als dass er wohlig gruselt.


30%

September 09, 2011

Zuletzt gesehen: FILM SOCIALISME

Fragmentarisch, essayistisch, assoziativ, dialektisch und leicht senil, irgendwas davon wird schon stimmen. Eindrucksvoll montiert ist er ja, Jean-Luc Godards erhabener Gedankenstrom in 16:9, HD und überaus faszinierend gemischtem 5.1-Ton. Und in gewisser Hinsicht hat das geballte Thesendreschen den Anstrich einer harmonischen Paarung all der emotionalen und intellektuellen Manierismen Godards als Abschlusscollage, aus der man vieles schon kennt, die Haltung zu den Juden in Hollywood genauso wie den Hang zum Kulturpessimismus ("Quo vadis Europa"). Nicht zuletzt unter dem Gesichtspunkt, dass "Film Socialisme" womöglich die letzte Arbeit des Regisseurs bleiben wird, hinterlassen deren radikale Mosaike einen bestimmten Eindruck: Dies ist vielleicht der konsequenteste Godard-Film, den Godard noch hätte drehen können. Danach kann, danach muss Schluss sein. "NO COMMENT".


60%

September 05, 2011

Zuletzt gesehen: BLUE VALENTINE

Bemerkenswert gespieltes Liebesmelodram, im Wesentlichen dem Duktus des US-amerikanischen Independent-Kinos verpflichtet (Shaky Cam, grober Schnitt, symbolbehaftete Alltagsbilder), zuweilen eindrucksvoll in der Verzahnung seiner Zeitebenen. Inhaltlich fällt Regisseur Derek Cianfrance hingegen nicht viel mehr ein, als lediglich heterosexuelle Beziehungsstandards anzuhäufen und diese dem kommoden Verlauf einer unglückseligen Liebe entsprechend aufzureihen: Zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt turteln, vögeln und entzweien sich Ryan Gosling und Michelle Williams bis zum bitteren Ende in einer auf Ultrarealismus kupierten Geschichte "wie aus dem Leben". Das ist wenig profund und weitgehend belanglos, genauso wie sicherlich vollkommen unproblematisch und legitim – wirft dann aber gleichwohl die Frage auf, warum es eben nun ausgerechnet auch noch dieses einhunderttausendste Beziehungsdrama überforderter Endzwanziger gebraucht hat. In der Art, wie sich "Blue Valentine" gegenüber seinen Figuren positioniert (genervte Zicke vs. liebebedürftiger Verlierer), erscheint der Film überdies mitunter unangenehm befangen. 


40%

September 04, 2011

Zuletzt gesehen: FILME IM AUGUST 2011


Cave of Forgotten Dreams
(D/F/GB/CDN/USA 2010, Werner Herzog) (7/10)

Midnight in Paris
(USA/S 2001, Woody Allen) (3/10)

Colombiana
(F/USA 2011, Olivier Megaton) (4/10)

Rise of the Planet of the Apes
(USA 2011, Rupert Wyatt) (4/10)

Cowboys & Aliens
(USA 2011, Jon Favreau) (3/10)

Attack the Block
(GB 2011, Joe Cornish) (7/10)

Hell
(D/CH 2011, Tim Fehlbaum) (1/10)

The Woman
(USA 2011, Lucky McKee) (7/10)

Tsumetai nettaigyo [Cold Fish]
(J 2010, Sion Sono) (1/10)

Final Destination 5
(USA 2005, Steven Quale) (7/10)

The Innkeepers
(USA 2011, Ti West) (8/10)

The Shining
(GB 1980, Stanley Kubrick) (6/10)

Making 'The Shining'
(GB 1980, Vivian Kubrick) (8/10)

Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb
(GB 1964, Stanley Kubrick) (3/10)

Polizeiruf 110: Cassandras Warnung
(D 2011, Dominik Graf) (9/10)

Conan the Barbarian
(USA 1982, John Milius) (3/10)

Meek's Cutoff
(USA 2010, Kelly Reichardt) (8/10)