September 09, 2010

Kino: VAMPIRES SUCK

Nach den Comedy-Meisterwerken "Date Movie", "Fantastic Movie" und "Disaster Movie" haben "Hollywoods Parade-Parodisten" (O-Ton Presseheft) Jason Friedberg und Aaron Seltzer nun wieder was neues, super Witziges aus dem Hut gezaubert: Eine "Twilight"-Verarsche. Parodiert wird nach dem bekannten – garantiert nicht bewährten – Schema, will heißen, es darf gefurzt werden ohne Ende, und jeder bekommt irgendwie irgendwann mal irgendwas gegen den Kopf geschmissen. Der Humor bewegt sich, wie in allen Filmen des Duos, bemerkenswert konstant auf dem tiefstmöglichen Level und schickt sich nach wie vor ambitioniert an, das Erbe der unerreichbaren Vorbilder Zucker, Abrahams & Zucker mit Füßen zu treten.

Die Umänderung der Namen ist der erste Megawitz des Films. Bella heißt nun Becca (Jenn Proske), Edward Cullen wird zu Edward Sullen (Matt Lanter) und das regnerische Forks nennt sich hier Sporks. Jacob (Chris Riggi) verwandelt sich in einen Chihuahua statt Werwolf, die bösen Vampire rund um Victoria sehen aus wie die Black-Eyed Peas. Ein Anflug von sanfter Komik, wenn der Film seine Gags nicht permanent noch für die besonders beschränkten Zuschauer erklären würde. Und dann ist da noch Ken Jeong, der in "The Hangover" den lustigen schwulen Koreaner spielte. Hier spielt er einen lustigen schwulen Vampirkoreaner. Lustig!

Die "Story" speist sich im Wesentlichen aus der Nachstellung der ersten beiden "Twilight"-Filme, garniert mit den üblichen Doofeinlagen. Wie in ihren bisherigen "Arbeiten" sind sich die Comedy-Verbrecher Friedberg und Seltzer für keine Peinlichkeit zu schade und genügen sich in ihrer verlässlichen Mischung aus pubertärem Schwachsinn und popkultureller Verweismethodik. Das Konzept Parodie haben sie nie begriffen und werden sie nie begreifen, weil sie ihre Referenzvorbilder weder verstanden noch verinnerlicht haben. Jeder Joke zielt aufs Offensichtliche, jedes Zitat versteht sich allein deshalb als Gag, weil es eben ein Zitat ist. In ihrem Humorprinzip geht es nicht um Einfälle, geschweige denn darum, lustige Schwachstellen der zu parodierenden Vorbilder aufzudecken.

Das macht den ungeheuerlichen Output des Gespanns so beständig austauschbar und armselig in ihrem Verständnis von Komödie, weil es irrelevant ist, ob hier nun "Twilight", "Alice im Wunderland" oder "Das Leuchten der Stille" aufs Korn genommen wird, so lange es immer auf die ewig gleichen Pups- und Kacka-Witzchen hinauslaufen muss. Friedberg und Seltzer unterhalten ein doofes Publikum mit doofen Peinlichkeiten, die alles sind, nur gewiss nicht komisch. Sie haben nichts von der Cleverness der klassischen oder postmodernen Filmparodie, sie arbeiten zwar vordergründig mit den notwendigen Mitteln wie Übertreibung, Umkehrung oder Wiederholung, doch bleibt der Humor stets meilenweit überschaubar, statt sich auf verschiedene Darstellungs- ebenen zu übertragen und so gekonnt zwischen Absurdität und Genialität zu bewegen.

Wenn ZAZ zu ihren besten Zeiten populäre Kassenschlager parodierten, man denke an "Top Secret!" oder natürlich die "Nackte Kanone"-Trilogie, dann legten sie damit zumeist das verborgen Witzige dieser Filme frei, entlarvten sie als Camp, amüsierten sich über ihre Plattheit oder erwiesen ihnen schlussendlich eine gewisse Form komödiantischen Respekts. Abgesehen davon, dass sie nebenher eigene groteske Geschichten strickten, in die es jene parodistischen Referenzen sauber einzubinden galt.

"Beilight – Biss zum Abendbrot", die deutsche Titelgabe ist hier noch mit Abstand das Witzigste, erreicht zu keiner Sekunde jene Form banaler Komik, zu der die Filmparodie per se imstande wäre. Stattdessen quält man sich hier durch eine einzige Durststrecke in der Kalauerwüste, obwohl sich doch gerade das "Twilight"-Phänomen mit seiner bigotten Sexualmoral und mormonischen Konserviertheit als so dankbares Opfer empfiehlt. Das wehleidige Schmachten, die naiven Mädchenfantasien, der repressive Trash-Appeal, all das ist pures Comedy-Gold und bleibt hier doch nur ungenutztes komödiantisches Potential.

Letztlich sind die drei bisherigen "Twilight"-Filme ohnehin um einiges komischer als diese offizielle Verballhornung, die mit zotigen Nullnummern vom Hype zu profitieren versucht. "Twilight" funktioniert schließlich seit jeher bestenfalls als seine eigene Parodie. Als Jacob in "New Moon" der von einem Motorrad gefallenen Bella zu Hilfe eilte, sich das T-Shirt vom Leib riss und majestätisch seinen Oberkörper entblößte, konnte man in der damaligen Kinovorstellung deutlich mehr Gelächter vernehmen als nun in den gesamten quälenden 90 Minuten "Beilight"-Beileid.


5% - erschienen bei: gamona