Juli 02, 2010

Kino: THE TWILIGHT SAGA - ECLIPSE

Alles wie gewohnt in Forks, Washington: Herzschmerz, Eifersucht, schlechtes Wetter. Bella (Kristen Stewart) steht immer noch zwischen den Fronten und ihre Perücke sieht gar fürchterlich aus. Edward und sein Vampirclan müssen sich gegen eine so genannte "New Blood"-Armee von Blutsaugern zur Wehr setzen, und die oberkörperfreien Indianerwölfe stehen ihm trotz aller Rivalitäten bei. Das macht die Sache für Bella nicht einfacher. Sie ist jetzt zwar verlobt mit dem Vampir (Robert Pattinson), empfindet aber auch Liebe für den Werwolf (Taylor Lautner). "I love you", gesteht sie Jacob, bei Edward dann schon "I love you more". Wirklich kompliziert war und ist das alles nach wie vor nicht, aber langsam geht’s ans Eingemachte: Die Hochzeitsglocken drohen zu läuten und der erste Sex kommt bestimmt. Endlich!

Ich hätte es damals nicht für möglich gehalten, dass die Teenie-Trash-Romanze "Twilight" – bis dato noch lediglich ein, ich sage mal: Jugendbuch-Phänomen – solch ein kommerzieller Erfolg werden würde. Nun muss man ja mittlerweile, neben den Adaptionen der "Harry Potter"-Romane, wohl vom größten und wahrscheinlich auch wichtigsten Kino-Franchise der letzten zehn Jahre sprechen. Das lässt sich als aufmerksamer Filmfreund nur noch schwer umgehen, auch wenn die Filme eigentlich, nun ja, etwas doof sind. Und konservativ und ein bisschen sehr langweilig. Aber immerhin sprechen wir von einer Serie, für die zum Teil hochinteressante Regisseure verpflichtet wurden, oder zumindest im Gespräch waren – zuletzt gar David Cronenberg, der den zentralen Vampirmensch-Konflikt der schönen Bella gewiss nicht nur als schmachtvolle Sehnsuchtsmetapher verhandelt hätte.

Mit dem bisher auf etwas abseitige Genrefilme wie den superguten "Hard Candy" oder den superschlechten "30 Days of Night" abonnierten Briten David Slade haben die Produzenten für den dritten "Twilight"-Film "Eclipse" aber auch eine alles andere als langweilige Regiewahl getroffen. Nach Catherine Hardwicke und Chris Weitz ("New Moon") bringt Slade ein deutlich markanteres visuelles Konzept in die Serie ein, das sich in modischen (aber eben immerhin:) Horrorbildern verortet. Neben den üblichen rührseligen Gefühlsbekundungen zwischen Bella und ihren monströsen Verehrern, Vampir-Romeo Edward und Sixpack-Werwolf Jacob, setzt der dritte Film zudem einige dramaturgische Actionakzente, die Slade mit spürbarer Genreaffinität möglichst ausspielt. Dafür, dass hier zum dritten Mal in Folge eigentlich nichts passiert, passiert dann doch so einiges: Kämpfe und so was, durchaus unterhaltsam.

Slade findet im Vergleich zu seinen Vorgängern ein ausgewogenes Verhältnis zwischen romantischem Sinnieren in Larifari-Dialogen und mehr oder weniger packenden Action- und Horrorszenen. Der dritte Film rückt, was seinen Look und die besseren visuellen Effekte betrifft, nunmehr tatsächlich in den Bereich des Blockbuster-Kinos vor, auch wenn das Budget von nicht einmal 70 Millionen US-Dollar immer noch bescheiden ausfällt in Relation zum erwartungsgemäß gigantischen Einspielergebnis. Aber: Das ist alles gut gemacht hier. Der Score von Howard Shore ist sogar großartig, geradezu episch, konkurriert im Film hingegen natürlich mit zahlreichen schwerfälligen Pop- und Indiesongs. Allerdings sind auch die wieder schön! Wenn Muse etwas von einer Neutron Star Collision singen, verkauft sich diese jugendliche Ménage à trois zumindest nicht unter Wert.

"Eclipse" gibt allmählich Anlass, "Twilight" heimlich mögen zu dürfen. Für junge Mädchen und sicher auch ein paar Jungs kurz vorm Coming Out ist diese Serie eine legitime Projektionsfläche für naive idealisierte Träumereien. "Twilight" konserviert klassische Prinzessinnenwünsche, für die es offenbar immer noch Bedarf gibt. Bella ist, getreu dieser Logik, so etwas wie das Pony von heute. Und natürlich scheint es bezeichnend, dass derlei Mädchenfantasien offenbar nur noch im Fantasy-Kontext ausgemacht werden dürfen, um einigermaßen integer zu bleiben. Das verrät wohl doch einiges über das ideologisch vermeintlich bedrohliche Potenzial dieser Filme, die ihrer konservativen Sehnsüchte zum Trotz wohl nichts weiter als harmlose Bebilderungen unschuldiger Pubertätswünsche sein können.


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