Juli 08, 2010

Kino: PREDATORS

Zurück im Dschungel, zurück im Schlamm, zurück im Actionkino der 80er Jahre. Eine kernige Männergruppe kämpft sich hier mit schwerem Waffengeschütz durchs Gebüsch. Die One Liner sitzen, die Knarren sowieso, und der gemeinsame unsichtbare Feind macht die grundverschiedenen Kerle zu Verbündeten. Aus einem geschickten Set-Up, das die ahnungslosen Männer unvermittelt auf einem fremden Planeten zu sich kommen lässt, generiert der Film einen effizienten Handlungsverlauf: Wo sind wir, warum wurden wir hierher gebracht und was sind das wohl für Monster, die hier ihr Unwesen treiben? Die Predators, außerirdische Jäger und Trophäensammler, haben es auf die beinharten Männer abgesehen. Alles weitere bleibt der Film dem Zuschauer schuldig.

Nach einem erstaunlich stimmungsvollen ersten Drittel hat "Predators" genau damit ein Problem: Sein offensives Konzept der Rückbesinnung und damit Reduktion läuft ins Leere, als der Film seine überlange Exposition an Action- und Spannungsmomente abgeben muss. Man mag darüber streiten können, ob es überhaupt sinnvoll ist, ein durch vier Kinofilme, eine Comicserie und diverse Videospiele hinreichend bekanntes Monster innerhalb der Handlung bis zum ersten Auftritt derart lange anzukündigen, aber offensichtlich setzen Produzent Robert Rodriguez und Regisseur Nimród Antal alles auf Retro, auf ein Gefühl wie beim ersten Mal: Im Geist eines Remakes, das keines sein will, spielen sie noch einmal den ersten "Predator"-Film von John McTiernan nach. Das geht eine ganze Weile gut, ehe sich Laurence Fishburne stellvertretend für die eigentliche Ideenarmut des Films auf die Leinwand quetscht.
Ihm gelingt es tatsächlich, das Projekt komplett auszuhebeln. Wie ein parodistisches Relikt des Originals fährt seine Figur in Wort und Tat alle nur erdenklichen Trash-Geschütze auf. Er behindert den Fluss des Films, stoppt ihn geradezu, und lässt auch keinen Raum für die ausbleibende Plot- und Figurenmotivation, die das elliptisch strukturierte Drehbuch nachzureichen versprach. Von hier an kippt "Predators" um: Statt auf angekündigte Höhepunkte hinzuarbeiten, ergeht er sich in popeligen Verfolgungsjagden und lediglich angedeuteten Actionszenen. Die Inszenierung, völlig aus dem Ruder gelaufen, bewegt sich fortwährend auf dem Niveau von Schadensbegrenzung. Weniger soll dabei augenscheinlich mehr bedeuten, und so steuert der Film überraschend spannungs- und vor allem actionarm auf ein müdes Finale zu, in dem Adrien Brody die Spargeltarzanversion von Arnold Schwarzenegger gibt.

Dadurch erschöpft sich "Predators" im nicht einmal bemühten Neuerfinden eines Franchises, das eigentlich nie eines war. Die kommerzielle Lebenserhaltung der Figur ist nach dem finanziell eher enttäuschenden Sequel von Stephen Hopkins lediglich der Verknüpfung mit einer ungleich komplexeren Monsterkreation zu verdanken: Ohne "Alien vs. Predator" und die dazugehörigen amüsant-doofen Filme würde das einst von Special-Make-Up-Guru Stan Winston entwickelte Rastalockenviech längst in Rente geschickt. Dieser Film hier, ob nun Remake, Reboot oder Reimagening, erweist sich lediglich als verkrampfter und liebloser Versuch, das "Predator"-Franchise auszubauen oder überhaupt tragfähig erscheinen zu lassen. Da muss das Publikum dann gar mit falschen Tatsachen geködert werden: Statt Dutzender Predators im Trailer zählt man im fertigen Film nicht einmal eine Handvoll, und die auf blutiges Goregekröse hoffende Fanfraktion dürfte sich auf der verzweifelten Suche nach harten Actionszenen auch maßlos enttäuscht zeigen.

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