August 27, 2009

News: Upcoming Reviews

Demnächst Filmbesprechungen zu: "Taking Woodstock" (Ang Lee), "Disctrict 9" (Neill Blomkamp) und "Die Frau des Zeitreisenden" (Robert Schwentke).

August 24, 2009

Zuletzt gesehen: MRS. DOUBTFIRE

Nach allen Regeln der Berechnungskunst (minus ständiger Close-Ups der hysterischen Sally Field) gefertigte Familien-komödie, die aus Robin Williams in Fummeln und Blödelmontagen nahe liegende Gags und einer quälend rührigen Geschichte um dysfunktionale Eltern-Kind- Beziehungen reaktionärste Rollenideen generiert. Ein mit permanenten moralinsauren Ansprachen und Belehrungen angereichertes Drehbuch bietet der schlichten, konventionell erzählten und vorhersehbaren Platzhalter-Story dabei ausreichend Raum, um ihre klebrig-biederen Entwürfe von Geschlechtern und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie genüsslich breittreten zu können – das fertige Gefühlsdiktat hat dem selten so weichspüligen Chris Columbus folgerichtig unverschämte Einspielergebnisse beschert.


20%

August 23, 2009

Zuletzt gesehen: DEATH BECOMES HER

Durch ihre kombinierten Spezialeffekte einst bahnbrechende Fantasy-Komödie mit Anleihen beim klassischen Universal-Horror, die Robert Zemeckis ganz auf den Zickenkrieg seiner beiden Diven Meryl Streep und Goldie Hawn zugeschnitten hat. Das sich rasch verselbstständigende Over Acting des aufgedrehten Ensembles gibt dem lasch erzählten und in vielerlei Hinsicht angestaubten Film jedoch einen kräftigen Energieschub: Wo Drehbuch und Regie spätestens ab der Hälfte versagen und die Geschichte völlig aus dem Ruder laufen lassen (während Bruce Willis selten so hilflos und schlecht geführt durch einen Film purzelte), unterhält die Spielfreude der beiden Hauptdarstellerinnen bis zum nachgedrehten und umgeschnittenen Schluss, der die Geschichte als reine Gagrevue ohne wirkliches Konzept enttarnt, statt sie zu einem originellen Ende zu führen. Als Kommentar zum Schönheits- und Konkurrenzwahn Hollywoods ist der Film aber zweifellos vergnüglich.


60%

August 20, 2009

News: AVATAR - Teaser Trailer

Noch drei Stunden bis zum ersten Teaser, bis zu den ersten überfälligen Bewegtbildern zu James Camerons 3D-Endzeit-Spektakel "Avatar", seinem ersten Film seit 12 Jahren.

edit:

Sehr viel Computer, offenbar auch sehr viel Kitsch... etwas entzaubernd, aber ich enthalte mich noch. Urteil dann im Dezember.


August 15, 2009

Kino: THE HURT LOCKER

Nie hat sich Hollywood so zügig und zahlreich der Traumata im eigenen Land angenommen. Nie haben so schnell so viele Filme den gesellschaftlichen Wandel zu erfassen, nie die Auswirkungen eines US-Krieges so sehr ins kollektive (Kino-)Bewusstsein zu rücken versucht wie in den vergangenen Jahren. Zahlreiche Autorenfilmer meldeten sich zu Wort, mit Filmen wie "United 93", "World Trade Center", "Rendition", "In the Valley of Elah" oder "Redacted", noch bevor überhaupt ein Ende der Intervention im Irak absehbar sein konnte. All diese Arbeiten waren kommerzielle Misserfolge, ob starbesetzt oder nicht, und all diese Filme hatten trotz unterschiedlichster formaler Ansätze wenig bis gar nichts mitzuteilen über den so genannten Krieg gegen den Terror, den internationalen Konflikt, „das zweite Vietnam“. So sinnfällig ihre Zwischenmeldungen erscheinen mochten, der fehlende zeitliche und räumliche Abstand hat keine allzu tiefsinnigen Reflexionen hervorgebracht – und so verstanden sich diese Filme offenbar als politisches Sprachrohr, gleich wenn sie angesichts ihrer von banal ("Lions for Lambs") bis reaktionär ("The Kingdom") changierenden Erkenntnisse besser hätten schweigen sollen.

In der Post-Bush-Ära, eingeleitet sogleich mit einem verkündeten Rückzug amerikanischer Truppen aus dem Irak, werden die Geschichten im Konfliktherd munter weitererzählt, selbst wenn man dazu in der Zeit um einige Jährchen zurückgehen muss, wie in Kathryn Bigelows erster Langfilmregiearbeit seit sieben Jahren. Mit unmittelbarer Handkamera rückt sie einem auf Bombenentschärfung spezialisierten Sondereinsatzteam im irakischen Kriegsgebiet auf die Pelle: Gemeinsam mit ihnen lässt sie den Zuschauer durchs Zielfernrohr blicken, sich hinter Mauern verstecken oder minutenlang Zünder deaktivieren, während ihr Objektiv hautnah jedes Hitzeflimmern, jede Schweißperle und jedes Staubkorn ins Visier nimmt. Die Geschichte ist eine Abfolge von Aufträgen: Deeskalation und Detonation im Alltag einer Soldatentruppe, die die Tage rückwärts zählt – bis zum ersehnten Nullpunkt, an dem sie wieder nach Hause dürfen.
So vermittelt "The Hurt Locker" in erster Linie Stimmungsbilder, während die Erzählstruktur einem episodischen Erfahrungsbericht gleicht, der nüchtern und fast dokumentarisch den lebensgefährlichen Alltag der Soldaten wiedergibt. Aus dieser nervenaufreibenden Lebensgefahr leiten einige von ihnen, insbesondere die zentrale Figur im Mittelpunkt des Geschehens, Bombenspezialist Sergeant William James, hingegen einen Nervenkitzel ab, der sie mit offensichtlich überlebenswichtigem Adrenalin versorgt. Der Krieg sei eine Droge, heißt es ganz zu Beginn des Films – William James ist ihr verfallen. In einem gigantischen, an alte Science-Fiction-Märchen erinnernden Schutzanzug nähert er sich seinen "Babys": In einer Szene nimmt er wider Befehlslage ein ganzes Auto auseinander, zerrupft und verbiegt und demoliert alles, um den Zünder der Bombe ausfindig zu machen – das Erfolgserlebnis als Selbstbefriedigung, deren Kontext oder politischer Bezug, eigentlicher Auftrag oder Sicherheitsmaßnahmen in weite Ferne gerückt sind.

Folgerichtig konzentriert sich Bigelow auf die Erlebnis- und Wahrnehmungsebene ihrer Figuren, ohne zu konkretisieren, Stellung zu beziehen oder ideologische Sichtweisen in ihren Blick zu mischen. Gerade durch diesen inszenatorischen Verzicht ist ihr mit "The Hurt Locker" natürlich dennoch ein enorm politischer Film geglückt: So widersprüchlich und irrational die Aktionen ihrer Soldaten dem Zuschauer erscheinen müssen, so eindrucksvoll verortet der Film sie in einem komplexen Gewebe aus körperlichen Grenzerfahrungen und seelischen Narben. Wenn Sergeant James zurück in der Heimat gelähmt vor einem riesigen Regal Cornflakes im Supermarkt steht, dann ist zwar alles im Überfluss vorhanden – gegen die quälenden Wunden jedoch hilft nur die Droge, die Rückkehr ins Kriegsgebiet. 365 Tage bis zum Abzug, die Zeit läuft wieder rückwärts.

80% - erschienen bei den: 5 Filmfreunden

August 14, 2009

Kino: CORALINE

Mehr skurrile Einfälle, liebevolle Noten und fantasievolle Entwürfe als in "Coraline" wird ein Animationsfilm kaum aufbringen können: Regisseur Henry Selick knüpft mit diesem Stop-Motion-Märchen in 3D an die Ideenreichtümer und Detailverliebtheit seiner beiden vorherigen Trickarbeiten "The Nightmare Before Christmas" und "James und der Riesen-pfirsich" an. Der Film setzt sich, trotz der stilistischen und inhaltlichen Nähe zu den Vorgängern, eigenständig und durchdacht mit kindlichen und erwachsenen Bilderwelten auseinander und ist auch als Emanzipation Selicks von seinem Wegbegleiter und einstigen Produzenten Tim Burton zu verstehen.

Basierend auf Neil Gaimans 2002 erschienener Kindergrusel-novelle "Gefangen hinter dem Spiegel" entwirft der Film eine verschrobene Welt durch die Augen eines kleinen Mädchens: Die eigensinnige Einzelgängerin Coraline ist gerade mit ihren Eltern in ein altes Haus auf dem Land gezogen, beginnt sich aber rasch zu langweilen in der tristen neuen Umgebung. Ihr Vater stürzt sich in die Arbeit, ehe überhaupt die Umzugskisten ausgepackt sind, während ihre Mutter sich ganz dem Haushalt verschreibt.

Da trifft es sich natürlich gut, dass Coraline in ihrem neuen Haus eine kleine Tür entdeckt, hinter der ein langer Tunnel zu einer Parallelwelt führt – einer exakten Abbildung der Wirklichkeit: Mit dem Unterschied, dass sich ihre Eltern hier besonders liebevoll um sie kümmern, der ständig quasselnde Nachbarsjunge dort verstummt ist oder der vertrocknete Vorgarten sich plötzlich in eine bunte Blumenwelt verwandelt hat, die dem Gesicht des kleinen Mädchen nachempfunden ist.

Schade nur, dass Coraline jeden Morgen nach ihrem Ausflug in die verlockende Alternativrealität wieder in ihrem gewöhnlichen Bett erwacht. Doch was zunächst wie eine Flucht in lebhafte Wunschvorstellungen erscheint, wird rasch Wirklichkeit: Ihre sorgsame "andere" Mutter bittet sie, sich jene Knopfaugen anzunähen, die alle Gesichter in der Welt hinter der Tür zieren. Zu spät erst merkt Coraline, dass sie in die Fänge einer Hexe geraten ist, die das Mädchen für immer in ihr Reich sperren möchte – so wie schon zahlreiche andere Kinder vor ihr.

Die spielerischen Träume, die sich allmählich in verzerrte Alpträume umdichten, bedienen ein typisches Selick-Motiv: In "Nightmare Before Christmas", der ebenfalls zwei gegensätzliche Ästhetikentwürfe vereinbarte und schließlich vermischte (statt sie gegeneinander auszuspielen), spielten er und sein Co-Regisseur Tim Burton lustvoll mit der Widersprüchlichkeit einer morbiden Halloween-Welt und der zuckersüßen Ikonographie weihnachtlichen Kitsches.

In "Coraline" befinden sich die beiden Spielwelten jedoch in unauflösbarer Konkurrenz. Das Erschaffen einer imaginären oder auch realen Parallelvorstellung ist als Kinder-geschichtenmotiv freilich bewährt: Entsprechend spielt die Bildgestaltung des Films in vielerlei Hinsicht mit metaphorischen Konstrukten auf kindliche Urängste, Sehnsüchte und Ausdrucksformen an und erinnert dabei an klassische Stoffe wie "Alice im Wunderland" und ganz besonders den "Zauberer von Oz".

Es geht in "Coraline" also abermals um die Bedrohung des trauten Heims und der beschützten Kindheit durch eine gefahrenvolle Quelle, die hier bezeichnenderweise als intrigante Mutterfigur hinter einem geburtsgangähnlichen Tunnel erscheint und sich innerhalb des eigenen Hauses herausbildet – möglicherweise auch als Projektion eines Kindes, das an der Unzufriedenheit ihrer alltäglichen Wirklichkeit zu zerbrechen droht. Eines der offensichtlichsten Symbole für die Umkehrstrategie der Geschichte liefert dabei bereits der um die Vokale vertauschte Name der Titelheldin.

So konventionell und simpel "Coraline" inhaltlich auch strukturiert sein mag, so reizvoll bebildert der Film seine eskapistische Märchenhandlung. Es ist womöglich der erste aller neuerlichen Animationsfilme, dessen 3D-Konzept sich nicht in umher fliegenden Gegenständen erschöpft, sondern der seine dreidimensionalen Effekte ebenso spar- wie behutsam nutzt, um die Tiefe von Räumen und damit letztlich die Tiefe von Bildern zu erforschen: Insbesondere der die beiden Welten verknüpfende Tunnel wird in der 3D-Version zum visuellen Erlebnis, das den Zuschauer tief in die Geschichte lockt.

In Verbindung mit einer stets den richtigen Ton treffenden, erstaunlich komplexen Musikuntermalung nutzt der Film durch die Kombination von mühevoller Puppen-Stop-Motion, klassischem Zeichentrick und fein abgestimmter CGI-Arbeit schließlich alle Bereiche der Animation für seine ideenreiche, detailverliebte und vor allem beseelte Gute-Nacht-Geschichte, die mal schaurig, mal melancholisch die bisher rundeste Regiearbeit Selicks bildet.


70% - erschienen bei: gamona

August 12, 2009

Kino: G.I. JOE - RISE OF THE COBRA

Es ist die nächste vom Actionspielzeug ins donnernde Effektspektakel konvertierte, die neueste Hasbro-goes-Kino-Schlachtpalette und weitere Militärmär im adaptions-dominierten sommerlichen Blockbuster-Geschehen: Nach Michael Bays zweiter Autoroboternahkampflyrik "Transformers II", die genauso megalomanisch wie selbstbewusst alles verdächtig Tiefsinnige und Grundsätzliche eines irgendwie vernünftigen Filmes gegen überlange Ton- und Effektorgien eintauschte und damit sogar den seinerseits schon merklich gefährlich bekloppten ersten Teil erfolgreich zu überbieten verstand, darf nun der offenbar irgendwie als Sommerhit-Garant gehandelte Stephen Sommers die US-Spielzeug-Helden der "G.I. Joe"-Elite zu einem mehr oder weniger plausiblem Marketing-Event auf der Leinwand vereinen. Das Ergebnis ist in etwa so feingeistig wie ein Stück Brot und damit selbstredend mehr als adäquat: Eine anständig blöd-schöne Auftragsarbeit ist dem Regisseur von "The Mummy" und "Van Helsing" da gelungen.

Es geht in "G.I. Joe", der im Originaltitelzusatz auch noch etwas vom Aufstieg einer Cobra verspricht, uns das allerdings vor- und sich damit offenbar lieber für die ganz dezent angekündigte Fortsetzung aufbehält, um gute Soldaten gegen böse Weltzerstörer, die mithilfe so genannter Nanomilben ganze Städte vernichten wollen. Sic! Glücklicherweise bleibt amerikanisches Terrain im Film allerdings unbeschadet und kann jedwedes Unglück abgewendet werden – abgesehen von einer vernachlässigenswerten Zerstörung des Eiffelturmes in Paris, die mindestens so schlecht getrickst und amüsant wie überhaupt der ganze Rest dieses zweistündigen Riesen-schwachsinns ausfällt. Sommers ist sich offensichtlich, ganz anders als Michael Bay, des recht absurden Unternehmens bewusst, hier fleischgewordene Spielzeugpuppen in seriöse Kinohelden umdichten zu müssen – und haut entsprechend unverhältnismäßig, selbstverständlich und ironisch untersetzt auf die Pauke.
"G.I. Joe" ist eine wahr gewordene Kleine-Jungen-Fantasie, die völlig eigenen Erzählgesetzen (nämlich irgendwie keinen) gehorcht, die eindrückliche Gut-Gegen-Böse-Bilder durch Kinderaugen entwirft und sich mit einer Fülle gewollt (?) künstlicher, an die Ästhetik von Computerspielen angelehnter Spezialeffekte stets als ganz großes Krawall-Happening versteht. Damit trifft Sommers jenen Ton, den so ein Vorhaben innerhalb seiner beschränkten Möglichkeiten auch nur bestenfalls anzustimmen in der Lage ist, und nimmt die Abenteuer seiner Knallchargen mitsamt der geradezu unverschämt langbärtig-infantilen Geschichte so wenig ernst wie möglich. Insbesondere die zwar flüssige, aber stets unperfekt erscheinende Inszenierung, die in vollstem Bewusstsein zu Schaustellern degradierten Typecasting-Darsteller und das stets durch- und überschaubare Computergetrickse verleihen dem Film die notwendige Distanz sich und seinem Sujet gegenüber.

Dass hier Kinderunterhaltung mit neuestem Militärgeschütz und Army-Helden-Pathos generiert wird, mag und muss man zu Recht genauso bedenklich finden wie bei der hausinternen Konkurrenz um die transformierenden Riesenroboter. Doch während das Baysche Actionkino einem technischen Perfektionismus hinterklotzt und dabei verbissen und überambitioniert fetischisierte Werbebilder zusammenträgt, bedient Sommers seine Zielgruppe ebenso solide wie er allen anderen, also einem Publikum jenseits der 12, erkennbar zuzwinkert: Das hier mag zwar ein bemerkenswert blöder Ulk sein, aber es ist zumindest veritabler Ulk. Verdächtig und angemessen dämlich.


60% - erschienen bei den: 5 FILMFREUNDEN

August 06, 2009

News: THE LOVELY BONES - Trailer

Der Trailer zum neuen Film von Peter Jackson, einer Spielberg-Produktion. Erinnert an "Heavenly Creatures", dürfte aber den ersten Bildern nach zu urteilen ziemlich fantastisch werden. Tolle Besetzung auch (bis auf Mark Wahlberg).

August 02, 2009

News. Upcoming Reviews

Demnächst Filmbesprechungen zu: "Tödliches Kommando - The Hurt Locker" (Kathryn Bigelow), "Coraline" (Henry Selick) und "Inglourious Basterds" (Quentin Tarantino).