März 31, 2009

Lieblingstrailer: #5 TEXAS CHAINSAW MASSACRE 2


"After a decade of silence, the buzz is back." - zeitgemäßer Appetizer zu Tobe Hoopers Fortsetzung seines eigenen Low-Budget-Erfolges. Das Sequel ist eine großartig groteske, amüsante Ergänzung zum ersten Auftritt der Saw-Family und zählt zu meinen Lieblingsgenrefilmen. Schwer unterschätzt, meine ich.

März 30, 2009

Zuletzt gesehen: TITANIC (1997)

James Camerons Erzählkino, mehr Liebesfilm und schein- objektive Bebilderung eines großen tragischen Unglücks, denn historische Rekonstruktion. Das klassische individuelle Liebesmelodram ist die eigentliche Attraktion, nicht die Wiederherstellung von illusorischen Kinobildern, die in der Tradition von Klassikern wie Gone with the Wind stehen. Und ein Film, der sowohl über die Rahmen- als auch Binnenhandlung ein für Camerons bisheriges Gender- Verständnis ungewöhnliches Frauenbild vermittelt – Titanic ist, bis zuletzt, von einem weiblichen Blick bestimmt. Er ist wunderbar sentimental, er scheut nie den Weg des ausladenden Gefühlskitsches, und er stellt – anders als Camerons bisherige Regiearbeiten – das Technokratische der Geschichte nie aus, in den Vordergrund oder überhaupt je vor sein entzückend ersponnenes Liebesdrama, das mit der Katastrophe als Rückgrat das rhetorische Einmaleins eines Megamelodrams bildet. Insbesondere der Epilog, bei dem das Staunen über die eigene Struktur, die Bilder verschiedener zeitlicher und räumlicher Zusammenhänge letztlich zu einer – banalen? – Romantik der Wiedervereinigung zweier auf ewig Liebender überleitet, ist von einer vereinnahmenden emotionalen Größe durchdrungen – schöner kann ein solches Kino kaum sein.

März 29, 2009

Zuletzt gesehen: MY GIRL

Die Geschichte eines 11jährigen Mädchens, das in den 60er Jahren zu einer sexuellen Identität, Selbstbestimmung und Beziehung zum Tod findet – als Tochter eines verwitweten Bestattungsunternehmers. Mit ihrem gleichaltrigen Freund fährt sie auf klapprigen Rädern durch die Vorstadt, hüpft auf Bäumen herum oder begießt mit ihm die Blutsbrüderschaft. "My Girl" ist dabei wohl so etwas wie der perfekte Thanksgiving-Film: Er täuscht mit sommerlichen Schön-Bildern und passenden Stimmungsliedern eine warmherzige Nostalgie vor, die er mit dramaturgischen Hauruckmethoden beständig unterbricht, um rührige Emotionen beim Zuschauer hervorzukitzeln. So durchschaubar der Film geschrieben und inszeniert sein mag, so großartig ist er hingehen auch besetzt. Anna Chlumsky schultert Howard Zieffs Film eindrucksvoll, sie lässt fast vergessen wie schade es eigentlich ist, dass diese an allen Ecken und Kanten abgeschliffene Familienunterhaltung ihr Potential nicht nutzt – "My Girl" hätte schließlich, würde er nicht einige seiner Figuren gegen typische Drehbucheffekte ausspielen, eines der wenigen Melodramen mit Kindern als Protagonisten sein können.


70%

März 27, 2009

News: TAKING WOODSTOCK - Trailer


Der neue Film von Ang Lee. Mit Emile Hirsch! Sieht nach seiner ersten wirklichen Komödie aus. Und es ist ein absoluter Lee-Stoff. Niemand dreht momentan bessere Filme über Amerika und seine Vergangenheit als der taiwanesische Regisseur, dem wir Meisterwerke wie "The Ice Storm" und "Brokeback Mountain" verdanken dürfen. Ich freue mich. Und hoffe nach "Lust, Caution" auf erfolgreiche Genesung.

Kino: KINOSTARTS - 26.03.2009

  • Notorious B.I.G. (Hip-Hop-Biopic, USA 2009)
  • Der Kaufhaus Cop ("Komödie", USA 2009)
  • Inside Hollywood (Satire, USA 2008)
  • Vorstadtkrokodile (Komödie, USA 2008)
  • Prinzessin Lillifee (Animation, D 2009)
  • Henners Traum (Doku, D 2008)
  • Spritztour (Komödie, USA 2008)
  • Die Herzogin (Kostümdrama, F/GB/USA 2008)
  • Deutschland 09 - 13 kurze Filme zur Lage der Nation (Episodenfilm, D 2009)

März 26, 2009

Zuletzt gesehen: LA STANZA DEL FIGLIO

Ein seltsamer Film, den Nanni Moretti hier geschrieben, produziert und inszeniert hat, und in dessen Mittelpunkt nur er stehen mag – wo "Das Zimmer meines Sohnes" doch den unbegreiflichen Verlust eines Kindes, den sinnlosen und irrationalen Tod eines geliebten Menschen, aus Sicht einer italienischen Mittelstandsfamilie und damit als klassisches Melodramenmaterial verhandelt. Seltsam nicht nur, weil Morettis Figur und vermutlich auch seine Person sich in ihrer Vordergründigkeit so gar nicht in die Geschichte einfügen wollen, die von individueller Trauer eben auch aus Perspektive von Tochter und Frau (großartig: Laura Morante) berichtet, sondern seltsam auch im Unwillen zum Ausspielen und der oft abrupten, irritierenden Montage. Wenn man diesen milde egozentrischen Ansatz und mit ihm den Verzicht auf Stil, Schmuck und klare Formsprache in Morettis Inszenierung akzeptiert, kann der Film als stilles und hilfloses Sinnieren über unvermeidliche Affekte unter Einsatz einer herzzerreißenden Musik von Nicola Piovani jene schmerzliche Intimität und Privatheit erfahrbar machen, für die das Melodram überhaupt erst erschaffen werden musste.


70%

März 25, 2009

Lieblingstrailer: #4 SPIDER-MAN


Grandioser Teaser, der lange vor Kinostart lanciert werden sollte, aber bekanntlich nach den Anschlägen vom 11.09.2001 nie veröffentlicht wurde.

März 24, 2009

Lieblingstrailer: #3 DAY OF THE DEAD


Der Teaser zum unterschätzten dritten Dead-Film von George Romero mit einer wahrhaft genuinen Horrorfilm-Einstellung.

März 23, 2009

Zuletzt gesehen: THE WITCHES

Wieder so ein Film, bei dem sich die Erinnerung an die vielen Sichtungen in der Kindheit und Rezeption als, nun ja, mehr oder weniger weitergebildeter Filmfreund im unumgänglichen Vergleich sehr unterscheiden. Nicholas Roegs Adaption des Buches von Roald Dahl erschien mir immer als nahezu perfekter Kinderfilm, als – selbstredend – moralisches Märchen, das gruselige, bizarre und komische Zutaten problemlos miteinander vermischt. Letztlich ist "The Witches" ein Horrorfilm, der aus konsequent kindlicher Perspektive typische Ängste Heranwachsender durchspielt und mit einer phantastischen Geschichte unbekümmert kombiniert. Die gewöhnungsbedürftige Kameraarbeit und manch schlampiges Detail in den von Jim Henson entworfenen und meist sehr durchsichtigen Masken und Tricks sind nun hingegen schwer zu übersehen. Aber es haben sich auch neue Stärken ausgemacht: Die originelle Titelsequenz etwa, die spielerische Musik und, natürlich, die großartige Anjelica Huston. Was für eine Diva!


70%

März 22, 2009

Lieblingstrailer: #2 WRITTEN ON THE WIND


"The most revealing study of human emotions ever attempted on the screen!" Großes klassisches Trailer- Handwerk zu Douglas Sirks Texas-Melodram. Es sei auch noch einmal auf die meisterhafte Exposition verwiesen, eine der besten aller Zeiten.

März 21, 2009

TV: Fernsehtipps vom 21.03. - 27.03.2009

Samstag, 21.03.

13:45 Uhr – Die Reise ins Ich (RTL2)

Sehr schöne, sehr witzige, sehr nostalgische Neuauflage der phantastischen Reise mit einem irre aufgelegten Martin Short.

22:00 Uhr – The Ring (Pro7)

Selbst in der stark aufs westliche Publikum zugeschnittenen Version ist die Gruselmär vom schwarzhaarigen Mädchen zweifellos noch effektiv, nicht zuletzt dank der hervorragenden Effekte von Stan Winston. Die Welle, die Gore Verbinski hier lostrat, begann jedoch schnell zu nerven, zu verärgern, anzuöden.

23:45 Uhr – Conan – Der Barbar (ZDF)

Das unbedarfte Wildern und Wuchern des John Milius ist heute so niedlich wie harmlos. Das Beste an diesem Fantasy-Ulk – im Kern natürlich ohne jeden Zweifel ein reiner Auswuchs an Fragwürdigkeiten – ist immer noch die Musik von Basil Poledouris.

0:10 Uhr – Vampires: Los Muertos (Pro7)

Stinklangweiliges Sequel zum ohnehin schön völlig drögen und lachhaften Carpenter-Erstling. Mit dabei: Bon Jovi und seine Frisur.


Sonntag, 22.03.

20:15 Uhr – Fluch der Karibik (Pro7)

Dramaturgisch mehr als holprig und unausgegoren, von Herr Verbinski teilweise sogar dilettantisch in Szene gesetzt, mag ich den ersten Auftritt von Jack Sparrow dennoch als unterhaltsame, irgendwie auch… originäre Angelegenheit. Und höchstwahrscheinlich hat der Film das Zeug zum Klassiker, vermute ich zumindest. Jau, heute mal gewagt.

23:10 Uhr – Irgendwann in Mexiko (Pro7)

Fürchterlich anstrengender, versucht eindrucksvoller Nochmal-Nachschlag aus der mit Blut und Blei gefüllten Mottenkiste des Robert Rodriguez. Ein schrecklich blöder Film.

23:40 Uhr – Battle Royale 2 (Das Vierte)

Überraschend dümmliches Sequel des schockierenden und klugen ersten Films. Bedient nur noch sinnfreie, exploitative Gewaltbilder und ist damit so etwas wie die Antithese zum Vorgänger.


Montag, 23.03.

20:15 Uhr – Pretty Woman (SAT.1)

Ich habe den Film das letzte Mal vor über 10 Jahren gesehen, aber schon beim Gedanken an Richard Gere, wie er zum Schluss mit Blumen im Mund die Außentreppen zu Julia Roberts Apartment erklimmt… das ist doch schon schön, nicht?


Dienstag, 24.03.

20:15 Uhr – James Bond: Feuerball (K1)

Ein bisschen langweilig ist der zwar schon, aber der Film versprüht so viel Urlaubsflair, hat ein so brillantes Unterwasserfinale aufzubieten und zeigt Sean Connery im most sexy Taucheranzug überhaupt… den muss man mögen.

23:25 Uhr – Die Faust im Nacken (BR)

Der junge Brando on the waterfront. Eine Meisterleistung, die für jeden Schauspieler Referenzmaterial sein sollte.


Mittwoch, 25.03.

20:15 Uhr – Gangs of New York (K1)

Schreckliche Musikauswahl, eine oberpeinliche Vorstellung von Daniel Day-Lewis, eine völlig fehlbesetzte Cameron Diaz, ein an wahllosen Stellen modernisierter Stoff – eigentlich funktioniert bei dem diesem Film nichts. Der womöglich indifferenteste Scorsese, aber ich mag ihn trotzdem sehr gern. Hm. Läuft jedenfalls gekürzt.

20:15 Uhr – High School Musical (S-RTL)

Mag ich ja auch, traue ich mich gar nicht zu sagen. Der ist nämlich, im Gegensatz zum dritten Film, auch handwerklich ganz, ganz übel. Guilty Pleasure, mein Joker der Woche.


Donnerstag, 25.03.

20:15 Uhr – Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen (VOX)

Außergewöhnlich an dieser Alan-Moore-Adaption ist einzig die klägliche Visualisierung, der so angeödet wie nie auftretende Connery und die lachhaften Tricks. Dass solch ein Unfug letztlich eine so starke Auswirkung auf die Karriere des Schotten haben sollte… unverhältnismäßig.

20:15 Uhr – Metro (SAT.1)

Ein Film voller Gelaber und ohne Höhepunkte. Eddie Murphy war nie nerviger.

22:15 Uhr – Cliffhanger (VOX)

Selbst in der hier versendeten gekürzten Fassung immer noch ein aufregendes Erlebnis: Stallones bester Film, überhaupt einer der besten des Genres, mit großartigen Sets und Action-Pieces und allem drum und dran.


Freitag, 27.03.

20:15 Uhr – Dragonheart (VOX)

Connery-Woche. Selbst als Drache macht der eine gute Figur. Abgesehen von der wirklich bemerkenswerten Animation, in die ganz offensichtlich das ganze Geld floss, aber ein ziemlich stumpfsinniges Vergnügen.

0:20 Uhr – Road House (RTL2)

Wilde Prügelorgien im ‚Double Deuce’, ein schnittiger Vokuhila von Patrick Swayze, dumpfe Rock/Country-Songs… und Ben Gazzara ganz doll jenseits von John Cassavetes. Einer der schwulsten Filme der 80er, das sowieso. Ich liebe ihn. Inständig. (leider gekürzt)


Mehr TV-Tipps jede Woche pünktlich bei Tumi, Christian und Fincher.

März 19, 2009

Kino: KINOSTARTS - 19.03.2009

  • RocknRolla (Gangsterkomödie, GB 2008)
  • Männersache ("Komödie", D 2009)
  • Despereaux (Animation, USA 2008)
  • Slumdog Millionär (Slum-Märchen, GB 2008) [Kritik]
  • Drei Affen (Drama, TK/F/I 2008)
  • Schöne blonde Augen (Doku, D 2009)
  • Die drei ??? - Das verfluchte Schloss (Kinderabenteuer, D 2009)

März 18, 2009

Kino: SLUMDOG MILLIONAIRE

Die Pussycat Dolls und M.I.A. machen jetzt indische Musik. Gemeinsam mit A.R. Rahman, dem oscarprämierten Kompo- nisten von Danny Boyles Under-, nein, Slum-dog-Märchen, wollen sie jene R'n'B-Exotik in die Charts bringen, die schon auf der diesjährigen Verleihung der Academy Awards für schunkelnde Designerschühchen unter den hiesigen Hollywoodstars sorgte. Im Film selbst ertönt das rasante Gemisch aus Folklore, Elektroclash und Hip Hop zumeist, wenn kleine indische Jungs in dreckigen alten Lumpen über Dächer springen, sich durch schmuddelige Gassen schlängeln oder auch mal in Scheiße baden. Die besten Beats und Up-tempo-Nummern hebt sich "Slumdog Millionaire" allerdings zur Untermalung diverser Kinderfoltereinlagen auf. So viel Feelgood-Movie muss sein, was die wichtigsten Filmpreise des Jahres abräumt.

Der Film schildert in Rückblenden, wie der junge Jamal, der so genannte Slumdog also, im Laufe seines bewegten Lebens über illustre Zufälle zum Wissen gelang, das ihn bei der indischen Version von "Wer wird Millionär" nun Frage für Frage näher an den Sieg führt. Von der Polizei gefoltert und des Betrugs bezichtigt, blickt Jamal in einem klassischen Verhörrahmen auf seine Erfahrungen als Straßenkind zurück. Dem Jungen geht es jedoch nicht ums Geld, vielmehr möchte er eigentlich nur mit Latika glücklich werden, in die er seit seiner Kindheit verliebt ist. Wozu ein Leben in Armut, eine westliche Fernsehsendung und schließlich der Telefonjoker so gut sind, bebildert Boyle dann schnittig, schick und immer gemütlich ästhetisiert zu einem wohligen Gute-Laune-Film für die ganze Familie.

Dass die alles andere als unbeschwerten Ereignisse der Kids gleich zu Beginn wie irrwitzige Abenteuer anmuten, der Film das Wüten durch Abfall und Mist wie ein lustiges Kinderspiel in Szene setzt, stimmt befremdlich. Als exotische Variation des Oliver-Twist-Stoffes nimmt sich "Slumdog Millionaire" nie tatsächlich Zeit, die Umstände seiner Geschichte zu erfor- schen: Die schaulustige Schönästhetik jeder noch so erschreckenden Elendsabbildung scheint stets direkt den Wohlfühlsinn des Publikums ankitzeln zu wollen, nie aber begibt sich der Film auf Augenhöhe seiner jungen Helden. Der fast museale Blick auf die Geschichte und ihre Ereignisse wirkt, gemessen am Sujet, dagegen eher geschmacklos und erinnert in mehrfacher Hinsicht an den ebenso blödsinnigen, verharmlosenden und bis aufs Letzte dramaturgisch gebündelten "City of God" – der den Slum-Tourismus in Quasi-Musikclipform schon einmal ganz frei von Nebenwirkung in die westlichen Kinos und Herzen führte.

So versiert Boyle dabei mit Kamerageschick eine sich als fantasievolles Märchen ausstellende Gewinner-Geschichte nacherzählt und eindrucksvoll verschiedene zeitliche und räumliche Ereignisse montiert, es fühlt sich formal schlicht falsch an. Zu lieblich, unkritisch und wohlfein sein historisches Panorama Indiens, zu flach und einfach das Sinnieren über Geld, Kapitalismus und Machtstrukturen. Und letztlich ist der Film auch abseits seines problematischen visuellen Konzepts unglücklich in Szene gesetzt: Zu drehbuchlastig erzählt und – wenn auch bemerkenswert geschnitten – zu konstruiert in der Verbindung der Erzählebenen und Ereignisse, wartet "Slumdog Millionaire" letztlich mit abgestandenen Botschaften auf, die nur die ewige Mär von der Fatalität und Schicksalsbestimmung reproduzieren. Das ist dann doppelt geschmacklos: Nicht nur weil die illusorische Naivität des Films schamlos an den Realitäten vorbei zielt, sondern auch deshalb, weil all das an Originalschauplätzen und zum Teil mit Laiendarstellern zum Leben erweckt – und dann umso kräftiger verdreht wurde.


40% - erschienen bei den: FÜNF FILMFREUNDEN

Lieblingstrailer: #1 NIGHTMARE ON ELM STREET 3


Kürzlich erst wieder gesichtet und deshalb vorgestellt, einer meiner absoluten Lieblinge: Der extra produzierte Teaser zum dritten Freddy-Film von Chuck Russell. Soweit ich weiß gab es keinen weiteren offiziellen Kinotrailer zum Film. Nicht zu verachten ist auch das supertrashige Musikvideo "Dream Warriors" von und mit Dokken, einer obskuren 80's-Glamrock- Kapelle.

März 17, 2009

18. Verzaubert Festival

Am Mittwoch eröffnet "The Man Who Loved Yngve" in Berlin das 18. Internationale Queer Festival. Das Programm umfasst Europapremieren, Panorama-Resteverwertung und Retro-Titel (u.a. William Friedkins Relikt "The Boys in the Band"). Mehr Informationen auf der offiziellen Website.

Berlin: 18.03 - 25.03.
Frankfurt: 25.03. - 01.04.
Köln: 26.03. - 02.04.
München: 01.04. - 08.04.

März 15, 2009

Ein kurzer Beitrag...

... über: Ideologie und Kino. Von: Slavoj Zizek. Aus: einem Interview mit der Berliner Zeitung.


In den 1970er-Jahren, als die Psychoanalyse schon einmal sehr intensiv zum Studium des Kinos herangezogen wurde, gab es immer noch eine zweite Größe: die herrschende Ideologie. Wo ist die bei Ihnen geblieben?

Wir sind einfach noch nicht so weit gekommen, deswegen wird es einen zweiten Teil geben: "The Pervert's Guide to Ideology". Ich glaube, dass Filme uns am besten zeigen, wo wir ideologisch stehen. Nehmen wir Beispiele aus der jüngsten Zeit: "The Dark Knight", den ich übrigens nicht zur Gänze gesehen habe, weil ich ihn leicht langweilig fand. Da gibt es diese reaktionäre Idee der Rehabilitation einer Lüge. Das soziale Gebilde funktioniert hier nur, wenn eine Lüge bestehen bleibt. Diese Idee einer Lüge als strukturierendes Prinzip ist reine Ideologie. - Ich mag es zum Beispiel auch gar nicht, wie im Moment alle Superhelden mit einer mensch- lichen Seite ausgestattet werden. Batman, Superman, Spider-Man - das sind lauter gebrochene Jungs, die eigentlich so sind wie wir. Was soll das? Ich mag stupide Helden. Sie entsprechen viel besser der schwierigen Politik. Uns aber sagt man: Politik gibt es nicht, alles ist menschlich. Der deutsche Spielfilm "Der Baader Meinhof Komplex" funktioniert auch so: Ulrike Meinhof ist die neurotische Identifikations- figur, Baader und Ensslin sind die flachen Monster. Was bleibt daneben noch? Nichts. Oder nehmen wir "Kung Fu Panda" - die ganzen asiatischen Klischees werden dadurch noch verstärkt, dass man sich darüber lustig macht. Man täuscht sich mit Ironie darüber hinweg, dass wir immer noch an all das glauben. Das ist wie in der Geschichte mit dem Hufeisen, das der Physiker Niels Bohr in seinem Arbeitszimmer aufgehängt hatte: Ich selber glaube nicht daran, hat er mal geäußert, aber man hat mir gesagt, dass es auch so wirkt. So wirkt Ideologie heute: Niemand glaubt dran, aber sie wirkt trotzdem.


"The Pervert's Guide to Cinema", in ausgewählten Kinos.

März 14, 2009

TV: Fernsehtipps vom 14.03 - 20.03.2009

Samstag, 14.03.

20:15 Uhr – K-Pax – Alles ist möglich (VOX)

Versuch eines intellektuellen Alienfilmes, mitunter ein wenig albern und redselig. Jeff Bridges spielt einen interessanten Gegenpart zu seiner Rolle in "Starman", ansonsten eher mittelprächtiges Fantasydrama.

22:35 Uhr – Battlefield Earth (Tele5)

Stelldichein der Scientology-Prominenz Hollywoods. Ein Film, so grotesk wie lehrreich.

2:45 Uhr – Blob – Schrecken ohne Namen (K1)

Selten wurde die "rote Gefahr" so unbekümmert und verspielt reflektiert wie im campigen Sci-Fi-Horror mit dem jungen McQueen. Das 88er-Remake ist zwar um die Bedeutung bereinigt, funktioniert als Genrefilm aber wesentlich besser.

3:25 Uhr – Kalifornia (RBB)

90s-Psychothriller on the road, mit Pitt, Lewis und Duchovny. Konventionell von A bis Z, aber durch seine Brutalität zweifellos nicht ohne Effekt.


Sonntag, 15.03.

13:25 Uhr – Leoparden küsst man nicht (WDR)

Ein unfassbar queerer, lustiger, schnippischer Film, vielleicht tatsächlich die beste aller Screwball-Komödien. Hawks und Grant sind eine der wenigen perfekten Kombinationen des Genres.

20:15 Uhr – Das perfekte Promi-Dinner (VOX)

Die Dschungel-Ausgabe. Pflichtprogramm. Veritables Premium Entertainment Trash-TV.

20:15 Uhr – The Day After Tomorrow (RTL)

Bester respektive einzig sehenswerter Emmerich-Film, mit ausgestellter Botschaft, Effektbrimborium und ordentlicher Geschichte. Und Jake Gyllenhaal.

20:15 Uhr – Traum meines Lebens (Arte)

David Leans Venedig-Odysee. Noch nicht gesehen. Bestimmt großartig.

22:55 Uhr – Jäger der Apokalypse (Tele5)

Rüde Margheriti-Kriegsaction, die hier reichlich sinnentstellend gekürzt sein dürfte. Ich muss aber gestehen, eine heimliche (platonische) Schwäche für David Warbeck zu haben.


Montag, 16.03.

23:45 Uhr – Blow Up / Zabriskie Point / Liebe 1962 (HR)

Drei mal Antonioni, drei sehr unterschiedliche Filme. Ich mag sie alle.


Dienstag, 17.03.

Nada.


Mittwoch, 18.03.

20:15 Uhr – Magnolia (K1)

P.T. Andersons Studie über Zwischenmenschlichkeit. Ein Film über das Innehalten, den Augenblick und die Stille, meisterhaft und komplex in Szene gesetzt. Ein reiches, weises, kraftvolles Erlebnis von fast schmerzhafter Intimität. Meisterwerk. Punkt.


Donnerstag, 19.03.

22:35 Uhr – The Frighteners (VOX)

Peter Jacksons Hollywoodeinstand.
Ein irrer Mix aus Genres, Referenzen und Einflüssen, der sich bis zuletzt völlig indifferent anfühlt. Ob es am Zemeckis-Einschlag oder der Brücke vom Indie-Splatter zum Big-Budget-Effektkino liegt, weiß ich nicht. Innerhalb des Jackson-Oeuvres aber ein wichtiger Film. Mit sehr guter Elfman-Musik.

0:55 Uhr – Assassins – Die Killer (VOX)

Anti-Actionfilm aus der Feder der Wachowskis. Zählt zu meinen Lieblings-Donners, wahrscheinlich weil er sich so gar nicht nach 1995 anfühlen will. Großartiges Finale.


Freitag, 20.03.

20:15 Uhr – Jurassic Park III (RTL2)

Momentweise gelungener Nachschlag, insgesamt aber leider zu kurz, zu klein, zu unbedeutend. Und der neue Riesendino ist doof. Habe ich trotzdem gern gesehen, damals.

21:00 Uhr – Heute trage ich Rock! (Arte)

Aka. "La jounrée de la jupe" mit Isabelle Adjani als Amok-Lehrerin. Der lief doch erst letzten Monat auf der Berlinale!? Und was ist das für ein deutscher Titel?

22:10 Uhr – Mord nach Plan (RTL2)

Gewohnt brave, durchschnittliche Freitagabend-Unterhaltung von Barbet Schroeder. Routine nach Plan. Bemerkenswert: Ryan Gosling. Der nervt schon hier wie Sau.

22:30 Uhr – The Fog – Nebel des Grauens (Das Vierte)

Curtis und Leigh vereint. Einer der besten, schönsten, wohligsten Gruselfilme überhaupt. Und für Carpenters Scope-Bilder möchte man sterben.


Mehr TV-Tipps bei Tumi, Christian und Fincher.

März 12, 2009

News: ALICE IN WONDERLAND - erste Bilder!

Im Disney Magazine sind jetzt erste Concept Arts und Bilder erschienen. Mehr hier.

Kino: KINOSTARTS - 12.03.2009

  • Shopaholic (Kömodie, USA 2009)
  • The Fall (Fantasy, IN/USA 2006)
  • Issiz adam - Einsam (Liebesdrama, TK 2008)
  • The Unborn (Horrorthriller, USA 2009)
  • Hilde (BioPic, D 2009)
  • Hinter Kaifeck (Thriller, D 2009)
  • Nur ein Sommer (Liebeskomödie, D/CH 2009)
  • Garage (Drama, IRL 2007)
  • Baching (Drama, D 2008)
  • Captain Abu Raed (Drama, JOR 2007)
  • Muzika (Tragikömodie, D 2008)
  • Der rosarote Panther 2 (Krimikomödie, USA 2009

Nischt gesehen. Den Tarsem Singh werde ich aber nachholen.

März 11, 2009

THE KILLERS featuring TIM BURTON


Erst kürzlich zufällig mitbekommen, dass die wunderbaren Killers (genau: die Band, die eigentlich viel zu cool ist, um auf dem Keinohrhasen-OST oder Bravo-Hits die 456. zu landen) für ihr "Bones"-Video (Sam's Town) meinen liebsten Lieblings- regisseur Tim Burton engagierten, der damit seinen ersten Musikclip inszenierte. Ein bisschen Ray Harryhausen und Autokino-Romantik... nicht weltbewegend, aber nett.

Radio: FILM-BLUE MOON 04/09

Film Blue Moon. 22Uhr. Zwei Stunden lang. Mit Ronald Bluhm und Tom Ehrhardt. Auf Radio Fritz. So geht's: Anrufen, mitdiskutieren, dann in die Geschenkekiste greifen. Per Livestream oder direkt im Radio.

Zwischen Oscar-Nachlese und den ersten Blockbustern: in den letzten Wochen gab es jede Menge zu schauen. Hat "Wrestler" Mickey Rourke den Academy Award zu Recht Sean "Milk" Penn überlassen? Wie schlägt sich Kate Winslet im "Vorleser"? Hat Zack Snyder es geschafft, die beste Graphic Novel aller Zeiten zu verfilmen und aus "Watchmen" einen amtlichen Frühjahrsblockbuster zu machen? Oder habt ihr euch eine der zahllosen Komödien reingezogen: Jim Carrey als "Ja Sager", Jennifer Aniston als Frauchen in "Marley & Ich" oder Paul Rudd's "Vorbilder"? Ruft an im Film Blue Moon, schnappt euch die Goodies aus der Fritz Filmkiste und sprecht mit Ronald Bluhm und Tom Ehrhardt.

März 09, 2009

News: Stephen Fry als Grinsekatze

Stephen Fry wurde offiziell als Besetzung der Cheshire Cat in Tim Burtons 3D-Neuverfilmung von "Alice im Wunderland" bestätigt. Damit gesellt er sich zu Mia Wasikowska, Anne Hathaway, Johnny Depp, Helena Bonham Carter, Alan Rickman, Crispin Glover und Christopher Lee. Was für eine Besetzung!

März 07, 2009

TV: Fernsehtipps vom 07.03. - 13.03.2009

Samstag, 07.03.

20:15 Uhr – 2001 (Tele5)

Kubricks Space Odyssee, die man wohl eher intuitiv wahrnehmen statt einfach sehen muss. Die Übermächtigkeit des Films ist mir allerdings genauso fremd wie die technizistische Inszenierung. Und will man sich ihm philophisch annähern, wird’s eher noch gruselig… wie Susan Sontag einmal schön darlegte.

0:10 Uhr – Im Jahr des Drachen (RBB)

Die Hochzeit des Mickey Rourke. Ciminos sehr, sehr guter urbaner Thriller mit dem schwer unterschätzten John Lone.

1:30 Uhr – Forsaken – Die Nacht ist gierig (Pro7)

Teenstars aus "Dawson’s Creek" und "Roswell" spielen "Near Dark" nach. DTV-Vampir-Road-Movie der… sehr okayen Art. Gekürzt.

3:10 Uhr – Deep Star Six (Tele5)

Schnellschussvehikel mit Unterwassermonster von Sean Cunningham. Wurde einzig und allein deshalb produziert, weil James Cameron zu lange an "The Abyss" werkelte. Trotzdem irgendwie nett.


Sonntag, 08.03.

20:15 Uhr – Déjà Vu – Wettlauf gegen die Zeit (Pro7)

Unglaublich dämlicher und lächerlicher Zeitreise-Popanz mit 9/11-Einschlag. Solchen Schwachfug kann wohl wirklich nur Tony Scott fabrizieren.

21:50 Uhr – Der Dialog (Anixe HD)

Mitunter leicht angestaubt, aber das Drehbuch, das Drehbuch ist ganz groß. Einer der besten Coppolas. Und was hat sich der Donnersmarck für deinen blödsinnigen Stasi-Trash hier frech bedient…

22:40 Uhr – Mann unter Feuer (Pro7)

Tony und Denzel heute im Doppelpack. Auch dieser Film eine mittelschwere Zumutung, mit dümmlichem Pathos, der üblichen Selbstjustiz-Dramaturgie und ideologischen Verweisen auf eine Fülle von 70’s-Actionern. Das ganze dann penetrant verschnitten und hinter fesche Filter gesetzt.

0:05 Uhr – Nightmare on Elm Street 4 (K1)

Gerade erst wieder gesichtet. Und dabei angestiegen: Sieht zwar immer noch aus wie diese schrecklichen US-Teen-Soaps aus den späten 80ern, übersteigert den surrealen Ton des Vorgängers aber noch deutlich. Ein unbekümmerter, fantasievoller, einfallsreicher Film. Allerdings stark gekürzt.


Montag, 09.03.

20:15 Uhr - Jersey Girl (SAT.1)

Hat immerhin eine kurze Sweeney-Todd-Referenz anzubieten… ist hinsichtlich des Zitatpools mehr als man von Kevin Smith erwarten darf.

22:15 Uhr – Vertical Limit (ZDF)

Ich habe eine Schwäche für Filme, in denen Leute lauter gefährliche Sachen tun, vorzugsweise sich hunderte Meter über dem Boden abseilen. Hat schon in "Cliffhanger" funktioniert. Und mich hier auch irgendwie angemacht.


Dienstag, 10.03.

20:15 Uhr – Beastmaster 2 (Tele5)

Marc Singer, der so cool ist, wie Ralf Möller es nie sein wird, in einem Film, so trashig wie vielleicht nur noch "Troll 2". Jau.

23:00 Uhr – Ich bin die Andere (NDR)

Nach der haarigen Mumu von Katja Riemann in der dritten Minute möchte man eigentlich schon wieder abschalten…

23:25 Uhr – Verdammt in alle Ewigkeit (BR)

Niemand wird sich jemals so sexy am Strand räkeln wie Deborah Kerr. Groß, ganz groß.


Mittwoch, 11.03.

20:15 Uhr – Das geheime Fenster (K1)

Ermüdender King-Stoff, der abermals und platter denn je die inneren Widersprüchlichkeiten eines Autoren zum Anlass für ein wenig Mystery-Grusel nimmt. Trotz Timothy Hutton in einer Nebenrolle – "Shining" und "Stark" sind 10mal besser. Gekürzt.

22:10 Uhr – Final Destination (K1)

Erster Fremdgang der damals besten X-Files-Autoren. Von all den Teen-Filmen zu der Zeit einer der effektivsten. Und die Sequels sind auch dufte.


Donnerstag, 12.03.

Nix.


Freitag, 13.03.

20:15 Uhr – Basic (VOX)

Gegen Ende immer ärgerlicher werdender Militärreißer, dessen Erzählstruktur – ganz originell – von "Rashomon" inspiriert ist.

22:40 Uhr – Tales from the Crypt: Bordello of Blood (Das Vierte)

Zweite Kino-Auskopplung der spaßigen Serie mit einem irre lustigen Dennis Miller in der Hauptrolle. Unterhaltsamer geht’s nimmer. Und Corey Feldman spielt auch mit. Gekürzt.


TV-Tipps bitte auch lesem bei Tumi, Christian und Fincher. Copfi kommt später.

März 06, 2009

Kino: KINOSTARTS - 05.03.2009

  • Marley und ich (Hunde-Komödie, USA 2008)
  • Watchmen - Die Wächter (Comic-Adaption, USA 2009)
  • Joy Division (Musik-Doku, USA/GB 2007)
  • Sieben Tage Sonntag (Drama, D 2007)
  • Vali - Der Gouverneur (Drama, TK 2009)
  • 35 Rum (Drama, D/F 2008)
  • Gran Torino (Komödie, USA 2008) [Kritik]
  • Torpedo (Drama, D 2008)
  • Ayakta kal - Gib nicht auf! (Drama, TK 2009)
  • On the Rumba River (Musik-Doku, F 2007)
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  • Reise zum Mittelpunkt der Erde (3D-Fantasy, USA 2008)

März 05, 2009

Kino: GRAN TORINO

Nach seinem letzten Auftritt im Dreipersonenstück "Million Dollar Baby" hat Regisseur und Schauspieler Clint Eastwood vor einigen Jahren unbemerkt seinen Rückzug hinter die Kamera verkündet. Es gäbe keine guten Rollen mehr für Männer seines Alters, hat er gesagt. Und sich sogleich in ein logistisch gewaltiges Regieprojekt gestürzt, das mit "Flags of our Fathers" und "Letters from Iwo Jima" zwei Seiten ein- und derselben Kriegsmedaille betrachtete.

Doch es blieb das unbefriedigende Gefühl über, Eastwood habe noch eine Rechnung offen. Mit einem bestimmten ikonischen Kinohelden, den er noch nicht aus Sicht jenes in die Jahre gekommenen weisen Mannes reflektiert hat, als der sich der Regisseur spätestens seit seinem Genreabgesang "Erbarmungslos" präsentierte. Dort rollte er das Feld von hinten auf: Dem unwiderruflichen Heldenmythos des Spagetti- westerns, an dessen äußerer Konstruktion er erheblichen Anteil hatte, stand plötzlich eine bittere Welt gebrochener Seelen gegenüber.

Die Figur, die Eastwood wie fast keine andere im Bewusstsein des Publikums und der Fans verankert hat, ist natürlich Harry Calahan, der zynische Held aus den "Dirty Harry"-Filmen. Jener Cop, der sein misanthropisches Weltbild stets mit einem eigenen Verständnis von Recht und Unrecht gegen eine außer Kontrolle geratene und ihm gänzlich unverständliche Welt zu verteidigen wusste. In "Gran Torino" spielt Eastwood nun einen alten mürrischen Kriegsveteranen, der seine Nachbarn rassistisch beschimpft, den örtlichen Geistlichen abweist und seine erwachsenen Kinder als Last empfindet – einen Dirty Harry im Ruhestand.

Walt Kowalski hat einen überschaubaren Tagesablauf: Er sitzt auf seiner Veranda, trinkt Bier, raucht Zigaretten, und zwischendurch poliert er seinen ganzen Stolz, einen alten Ford Gran Torino. Dem Wunsch seiner kürzlich verstorbenen Frau, die Kirche zur Beichte aufzusuchen, mag er nicht nachkommen, und so bemüht sich der Pater vergeblich um den alten Mann. Walt scheint abgeschlossen zu haben, er versteht diese Welt nicht mehr: Seine Nichten tragen Piercings, seine Kinder behandeln ihn wie einen Pflege- bedürftigen – und in seiner Straße wohnen nur noch Migranten.

Als der schüchterne Nachbarsjunge Thao eines Nachts unfreiwillig ein Bandenritual bestehen und den Gran Torino von Walt stehlen soll, erwischt ihn der einstige Koreakriegssoldat dabei und schlägt die Gang-Mitglieder mit seinem M-1-Gewehr in die Flucht. Dadurch wird Walt widerwillig zum Helden seiner Nachbarschaft: Jeden Tag legen ihm die Angehörigen des Hmong-Volkes Geschenke vor die Tür. Doch nur Sue, der Schwester des unsicheren Thao, gelingt es zu dem ver- bitterten Mann durchzudringen und ihn in das Nachbarhaus einzuladen. Nach anfänglichem Misstrauen freundet sich Walt vorsichtig mit der Familie und der ihm fremden Kultur an.

Die Vehemenz, mit der Eastwood diesen Walt Kowalski mit seinen zusammengepressten dünnen Lippen, dem ständigen Stirnrunzeln und grimmigen Brummen zur Identifikationsfigur hochspielt, die man aller rassistischen Sprüche zum Trotz von Beginn an liebenswürdig finden möchte, lässt zunächst einmal keinerlei Bruch vermuten: Der Ton des Films, seine Haltung, hat eine ähnliche Ausrichtung wie die eigenen Vorbilder, auf die er sich bezieht. Eastwood ruft leichtfertig Verständnis für seine Figur hervor – dieses Umfeld aus Jugendgangs, gescheiterter Integration und Menschen, die einem Alteinge- sessenen die Welt erklären wollen, kann nur böswillig kommentiert werden.

Dass die Geschichte zunehmend jedoch den weichen Kern hinter der harten Schale freilegt, ist abzusehen. Allerdings bedeutet "Gran Torino" auch keine simple Abkehr vom zynischen One-Liner-Helden: Der Film spielt immer wieder mit seinem indifferenten Tonfall. Er ist mal seltsam komisch, befremdlich böse und politisch inkorrekt, und dann wieder sentimental und aufrichtig. Es scheint, als wolle Eastwood sich nicht allzu einfach von seinem Dirty-Harry-Image lösen und die Figur als geläutert vorführen. Der Film spielt mit Ernst und Unernst, er bildet zeitweise sogar einen neuen Heldenmythos – einen grimmigen Alleingänger, der jetzt erst recht richtig ‚dirty’ sein müsse – und dekonstruiert im selben Moment den vorangegangenen.

So wird Walts raubeinige Erscheinung vom Film als völlig gewöhnlicher Ausdruck eines amerikanischen Selbstver- ständnisses alter Männer, die das Land aufgebaut und verteidigt haben, erklärt und entschuldigt. Und wird vom Drehbuch ganz deutlich gemacht, dass junge Menschen doch alle Chancen ergreifen könnten, wenn sie denn nur wollten. Das ist manches Mal arg kurzsichtig, durch die vielen Widersprüche aber auch bestechend und reizvoll. Vor allem, weil Eastwood den offensichtlich konsequenten letzten Schritt bewusst nicht geht: Dirty Harry nimmt das Gesetz im Kampf gegen die Jugendgangs seines Viertels nicht selbst in die Hand. Am Ende braucht es ganz einfach keine Waffengewalt mehr.

So sehr man diesen nur um Eastwoods (Kino-)Person herumentwickelten Film auch eitel finden kann, es ist ein später und notwendiger Kommentar des Regisseurs zum eigenen Wirken. "Gran Torino" ist ganz spürbar eine Herzens- angelegenheit, ein persönliches Alterswerk, das bei seinem Publikum und den Fans zweifellos manch nostalgisches Gefühl hervorrufen wird. Und es ist dies womöglich Eastwoods letzter großer Auftritt vor der Kamera – wahrlich schwierig dabei nicht in Wehmut zu verfallen, wenn er zuletzt verwegen die ersten Worte des Schlusssongs haucht.


70% - erschienen bei: gamona

März 04, 2009

News: PUBLIC ENEMIES - Trailer


Der neue Michael Mann. Mit Johnny Depp, Christian Bale, Billy Crudup, Stephen Dorff, Marion Cotillard, Giovanni Ribisi und der großartigen Lili Taylor. Deutscher Kinostart: 06.08.09. But: Me don't like this. Scheiß-DV-Optik. Scheiß-Musik.


März 03, 2009

News: Upcoming Reviews


Demnächst Filmbesprechungen zu: "Gran Torino" (Clint East- wood), "Slumdog Millionär" (Danny Boyle) und "Knowing" (Alex Proyas).