Mai 01, 2007

DVD: APOCALYPTO

„Eine große Zivilisation kann erst von außen erobert werden, wenn sie sich von innen bereits selbst zerstört hat.“, heißt es zu Beginn von "Apocalypto", der sich dem Untergang der Maya-Kultur verschrieben hat. Es geht um einen Mann, der Frau und Kind verteidigt: Diese sitzen in einem Erdloch fest, während Papa Jäger auf der Flucht vor barbarischen Kriegern den Dschungel zu seinem Kampfgebiet erklärt. Mel Gibsons in Originalsprache gedrehter Film erzählt eine archaische Geschichte, in der das behütete, klar hierarchisierte Familien- leben der Waldmenschen von zivilisierten, aber dennoch unbarmherzig-wilden Großstädtern bedroht wird. Dieser in kongenialen und vor allem ultrabrutalen Bildern umgesetzte Survivalhorror mit Ethno-Einschlag ärgert und begeistert zugleich: Gibson arbeitet zwar auf handwerklich aller- höchstem Niveau, doch bewegt sich mit reaktionären Botschaften nahe am Fanatismus. Denn bei aller Primitivität des Dargestellten kann selbst die elegante Kameraarbeit nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Hohelied auf Familie und Patriarchat manische Dimensionen annimmt. Und wenn Gibson dem Zuschauer mit der eingangs zitierten Weisheit dann noch suggeriert, die Maya seien zum Zeitpunkt ihrer Eroberung durch die Spanier im Innern ohnehin bereits einem Zer- setzungsprozess erlegen gewesen, legitimiert er damit sogleich noch die koloniale Unterwerfung. "Apocalypto" also ist brillant in Szene gesetztes, aber ideologisch durch und durch fragwürdiges Autorenkino.

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