September 11, 2006

Kino: THE BALLAD OF RICKY BOBBY

Ricky Bobby, das ist ein von Berufszyniker Will Ferrell gespielter Rennfahrer, der durch Zufall vom Automechaniker zum NASCAR-Champion aufsteigt, dabei alle Rekorde und Frauenherzen bricht, nebenbei allerhand zweifelhafte Lebensweisheiten ausplaudert und auch als gefeierter Star der Werbebranche – wo er im Rennfahreroutfit Tampons anpreist – eine gute Figur macht. Schon bald aber wendet sich das Blatt: Ricky bekommt Konkurrenz vom homosexuellen Franzosen Jean Girard (fantastisch: Sacha Baron Cohen alias Ali G) und hat prompt einen schweren Unfall. Zu allem Überdruss schnappt ihm sein bester Freund Cal Naughton Jr. (John C. Reilly) auch noch Frau und Haus vor der Nase weg. Nun heißt es unweigerlich: "If you ain't first, you're last."

Adam McCay legt hier mit seinem langjährigen "Saturday Night Live"-Freund Ferrell einen reichlich seltsamen Film vor, insofern zumindest, als die zunächst gewohnt niveaulos daherkommende Blödelei sich mehr und mehr wie eben keine der dümmlichen US-Komödien anfühlt, dafür aber absolut frei von jeder Spannung und mit merkwürdiger Gefühlsduselei eine vorhersehbare Win or Lose-Geschichte erzählt. Das alles ist eigentlich ziemlich idiotisch geraten, und doch schwingt bei den üblichen Klischeewitzchen eine gewisse Ironie mit, ganz als ob McCay diese platten Gags gegen ihre eigentliche, fragwürdige Funktion gerichtet anwendet. So richtig deutlich wird das aber keinesfalls, es bleibt also ein gewisses Rätsel, ob "Talladega Nights: The Ballad of Ricky Bobby" uns diesbezüglich auch wirklich mehr mitteilen will. Ferrells Gags auf Kosten von Randgruppen und Ausländer haben aber – in einer etwas abstrakten Form zwar - auch immer etwas von einer gewissen Lust daran, sich selbst mehr als einen Seitenhieb zu verpassen.

Merkwürdig ist der Humor dieses Films also, sehr speziell um genau zu sein. Denn zeitweise plätschert das Drehbuch regelrecht vor sich hin, ohne den Anflug eines leisen Witzes, dann wiederum jagt eine Splapsticknummer stakkatoartig die nächste, wohl gemerkt aber ohne dass es wirklich witzig ist. Auch in Bezug auf die konventionelle Sportfilmdramaturgie ist es nicht unbedingt ein leichtes, zwischen bierernster Heldengeschichte und vielleicht doch nur parodistisch gemeinter Verballhornung eben jener Genreklischees zu unterschieden. Schwer zu sagen also, ob McCay hier bewusst mit dem Publikum spielt, oder ob man in seiner albernen Nummernrevue nicht mehr sehen sollte, als eigentlich vorhanden ist.

Beim amerikanischen Publikum scheint so etwas anzukommen, dort spielte die Crash Challenge-Komödie fast 150 Mio. Dollar ein. Mit debilem Humor, schnellen Autos, hübschen Frauen und den guten alten Themen um Freundschaft und Familie nicht gerade ein Geheimrezept für kommerziellen Erfolg, wäre da eben nicht die vage Vermutung, dass man hier eigentlich schwer aufs Korn genommen wird.

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